Die Gestapo berichtet aus Stettin
Die Gestapo für den Regierungsbezirk Stettin berichtet am 29. Juli 1935:
In der letzten Zeit ist es wiederholt zu Demonstrationen in der Stadt gekommen, bei denen teilweise nicht nur die Ordnung und der Verkehr gestört wurden, sondern bei denen Sachbeschädigungen vorgekommen sind, bezw. gegen gegebene Verordnungen und Bestimmungen gehandelt worden ist.
Im einzelnen dieser Fälle ist einwandfrei festgestellt worden, daß z.B. bei judenfeindlichen Demonstrationen sich Elemente in hetzerischer Weise bemerkbar gemacht haben, die hier als Kommunisten bezw. Marxisten bekannt sind. Es ist des Weiteren festgestellt, daß lichtscheues Gesindel an diesen Demonstrationen beteiligt war und sich in den Vordergrund drängte.
Ich habe mit dem Kreisleiter des Kreises Stettin der N.S.D.A.P. eine dahingehende Vereinbarung getroffen, daß von allen Demonstrationen und öffentlichen Aufzügen, die mit Genehmigung der Kreisleitung ordnungsgemäß stattfinden, der Staatspolizeistelle Stettin, Abteilung IIa, rechtzeitig Mitteilung gemacht wird. In diesen Fällen wird die Polizei lediglich im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung und des Verkehrs eingesetzt. In allen anderen Fällen handelt es sich um wilde Demonstrationen, die auch von seiten der Partei und ihrer Organisationen nicht gebilligt werden. Ich ersuche deswegen, in diesen Fällen rechtzeitig genügend starke Polizeikräfte einzusetzen, um diese Demonstrationen in Ruhe, aber auch mit allem Nachdruck zu zerstreuen. In all diesen Fällen ist mit möglichster Eile die Staatspolizeistelle Abteilung II (Kommissar Schiffer oder Vertreter) zu verständigen. Von dort aus wird die sofortige Verbindung mit der Kreisleitung der N.S.D.A.P. Stettin aufgenommen, so daß ein Vertreter der Staatspolizeistelle Stettin und ein Vertreter der Kreisleitung sich noch rechtzeitig an Ort und Stelle begeben können, um zusammen mit der uniformierten Exekutive die nötigen Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung bezw. zur Zerstreuung der Demonstranten und der Feststellung der verantwortlichen Leiter zu treffen.