Die Gestapo berichtet aus Osnabrück
Die Gestapo für den Regierungsbezirk Münster berichtet am 4. August 1935 für Juli 1935:
Die Juden haben im Berichtsmonat keinerlei Versammlungstätigkeit ausgeübt.
Von allen Seiten wird darüber geklagt, daß die Juden sich in letzter Zeit wieder in stärkerem Maße übel bemerkbar machen. In auffallender Weise versuchen insbesondere die jüdischen Viehhändler , sich in großer Zahl und durch nichts abzuwehrende Aufdringlichkeit an die Bauern und Heuerleute heranzumachen.
Um dem Treiben der Juden entgegenzutreten, ist die Partei an vielen Stellen dazu übergegangen, nicht nur durch Aushang des ''Stürmers '', sondern auch durch Aufhängen von Plakaten und Transparenten mit Aufschriften wie ''Die Juden sind unser Unglück'' u.a. gegen sie Front zu machen. Fernerhin ist von der Partei beabsichtigt, auch Photographien, auf denen Bauern mit jüdischen Viehhändlern abgebildet sind, an einigen Orten öffentlich auszustellen. Das Übel ist, daß sich die jüdischen Viehhändler - z.B. im Kreise Bersenbrück - z. Tl. steigender Beliebtheit bei den Bauern erfreuen. In einem Falle haben sich sogar Bauern über jene Maßnahmen aufgeregt. Der Ortsbauernführer Rixmann in Ankum im Kreise Bersenbrück soll selber erklärt haben, ohne die Juden könnte ein Markt dort nicht abgehalten werden; sonst ginge der Markt ''kaputt''.
Am 23.7.35 wurde eine Jüdin in Osnabrück wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung auf 7 Tage in Schutzhaft genommen. Sie hatte in der gröblichsten Weise die SA beleidigt. Ein Strafverfahren habe ich bei der hiesigen Staatsanwaltschaft eingeleitet.
Ausländer, Spionage und Landesverrat (…)
Ich habe in Sonderberichten und durch übersandte Übersetzungen von Zeitungsartikeln im Laufe dieses Berichtsabschnittes wiederholt auf die Tätigkeit der katholischen und jüdischen Presse hingewiesen und möchte ganz besonders noch die Artikel ''Zehn Jahre Mein Kampf'' und ''Bischof trotzt der Drohung'' des ''Maasboden'' und den Artikel ''Katholiken und Judenhaß'' des ''Twentschen Courant'' erwähnen. Beide Blätter zeigen eine derartige gehässige Schreibweise, daß es angebracht erscheint, diese Zeitungen zu verbieten.
Im übrigen beschäftigt sich die Presse mit allen Reibungen, die in Deutschland auftreten. Die Studentenkorps in Heidelberg, die Juden vom Kurfürstendamm usw. erhalten das gleiche Märtyrermäntelchen und die jüdischen Blätter überschlagen sich geradezu der Judenjungen wegen, die gerechterweise an Ort und Stelle gerügt worden sind. Hinter allem wittert man aber ein neues Progrom [sic] gegen die Juden und vor allem ist es die Geheime Staatspolizei in Berlin, der Ministerpräsident Göring , Alfred Rosenberg und einige SA- bezw. SS -Führer, die in aller Munde gehalten werden, damit man ja sehen kann, wie Deutschland in Wirklichkeit ''blutrünstig'' ist. [...] Auch die Juden werden nach und nach mehr erkannt und vor allem auf dem platten Lande, beim Bauern, macht sich die Unzufriedenheit über den Juden, der hier meist als Gläubiger scharf auftritt, geltend. ''Wie weit die Ansicht von holländischen Geschäftsleuten schon verjudet ist,'' erzählt eine Amsterdamer V.- Person, ''kann man daraus ersehen, daß die Überreste des vor einigen Tagen verbrannten KLM-Flugzeuges ''Bachstelze'' beim Althändler gegen eine Gebühr von 10 cts. zu besichtigen sind.'' - Das habe mit dem holländischen Geschäftsgeist schon nichts mehr zu tun. ''Das ist Verjudung'', meinte der Amsterdamer.