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Chronik und Quellen
1935
Juli 1935

Die Gestapo berichtet aus Kölslin

Die Gestapo des Regierungsbezirks Köslin erstattet folgenden Lagebericht für Juli 1935:

Die politische Lage ist im Allgemeinen im Bezirk der Staatspolizeistelle Köslin ruhig. Dagegen ist durch den Judenboykott wie im Reiche so auch im Bezirk eine gewisse Beunruhigung eingetreten; ich darf auf meine diesbezüglichen Ausführungen unter F.- Juden und Freimaurer - verweisen. (…)

 

Juden und Freimaurer

Die Judenfrage bewegt in den letzten Wochen die Bevölkerung wieder stärker als früher. Es ist dies besonders auch auf das Aufstellen von Schildern und dergl. zur Bekämpfung des Judentums zurückzuführen. Die Provokationen der Juden haben in mehreren Städten zu einer judengegnerischen Propaganda geführt. Leider mußte festgestellt werden, daß gerade die Landbevölkerung noch in großer Zahl bei Juden einkauft; die städtische Bevölkerung dagegen ist sehr zurückhaltend.

Wie überhaupt in den Ostseebädern, so sind auch in Kolberg während der jetzigen Kurzeit zahlreiche Juden, darunter polnische Staatsangehörige, anwesend. Hierdurch ist in der Bevölkerung eine Erregung entstanden, die zu Einzelaktionen gegen jüdische Kurgäste und auch gegen die ortsansässigen jüdischen Geschäftsinhaber geführt hat. In Kolberg sind z.B. etwa 500 jüdische Kurgäste bisher gemeldet worden, im Jahre 1934 waren es für die gesamte Kurzeit 800 bis 900 Juden.

Im übrigen darf ich auf die von mir eingereichten Einzelberichte, betreffs Einzelaktionen gegen Juden, Bezug nehmen.

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