Bericht aus Arolsen
Der Landrat des Kreises der Twiste gibt am 24. Juni 1935 seinen Lagebericht für Mai und April Juni aus Arolsen ab:
Den zionistischen Organisationen sollen sich außerordentlich viele junge Juden mit dem Ziel der Auswanderung angeschlossen haben. Für das jüdische Auswanderungsheim in Külte sollen 500 Anmeldungen vorliegen, ohne daß bisher ein einziger aus diesem Heim tatsächlich ausgewandert ist. Durch diese Verzögerung ist in den Kreisen der jungen Juden auch der Eindruck entstanden, daß es den zionistischen Organisationen selbst nicht Ernst ist mit der Vermittlung der Auswanderung von Juden. Es erscheint mir unerläßlich, daß dieser Frage von der Reichsregierung die größte Aufmerksamkeit gewidmet wird, damit nicht die Auswanderungsbestrebungen der Juden ins Stocken geraten.
Die Geschäftstätigkeit der Juden hat eher zu- wie abgenommen. Das hat in erster Linie seine Ursache in dem Mißstand bei der Deutschen landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft (Kornhaus) in Korbach, das hier als einziges Konkurrenzunternehmen gegen die Juden besteht. Darüber hinaus ist der Viehhandel nach wie vor stark in jüdischen Händen. Es ist zu hoffen, daß die Marktregelung auf diesem Gebiet Wandel schafft.