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Chronik und Quellen
1935
Juni 1935

Bericht aus Halle

Der Landrat des Kreises Hallei.W. erstattet am 29. Juni 1935 folgenden Lagebericht für Juni 1935:

Hervorzuheben ist auch die Stahlrohrindustrie, die mit einem Werk in Werther arbeitet und die zahlreichen Aufträge nur mit langen Lieferfristen erfüllen kann. (…) Nach Angabe des Leiters der Firma haben seit einiger Zeit jüdische Auftraggeber in Holland die Geschäftsverbindungen mit dem Stahlrohrwerk abgebrochen. Die Prokuristen der holländischen Werke haben bei einer persönlichen Aussprache erklärt, sie gäben die Aufträge wegen des in vielen Orten Deutschlands durch offene Aufschriften auf Transparenten und Maueranschlägen gegen die Juden gerichteten Boykotts jetzt nach England. Wenn Deutschland ein billiges Angebot mache würde doch zuerst in England angefragt, ob man dort die Ware zum gleichen Preis machen könne. In holländischen illustrierten Zeitungen sollen Bilder solcher Transparente, die in Köln aufgehängt waren, in großer Aufmachung gezeigt worden sein. Hierauf haben die holländischen jüdischen Firmen sich offenbar berufen. (…)

 

Juden und Freimaurer

Ein Jude in Werther, der der Beschmutzung des Kriegerdenkmals beschuldigt wurde, ist wegen Geisteskrankheit der Anstalt Morija in Bethel zugeführt worden. Nach ärztlichem Gutachten steht ihm bei einem Strafverfahren der Schutz des §51 Str.G. zur Seite. Da eine Anstaltsbehandlung nach einer Sterilisierung nicht mehr erforderlich erschien, hat der Amtsbürgermeister von Werther von einer Überführung in die Provinzialheilanstalt abgesehen und der Staatspolizeistelle die weitere Erledigung des Falles überlassen.

Wegen der vielen gegen die Juden gerichteten Aufschriften auf Zeitungskästen des Stürmers, auf Transparenten und Schildern an Dorfeingängen die vom RdI in der Form nicht gewünscht werden, ist es empfehlenswert, ein einheitliches wirksames Vorgehen zu propagieren, um die Judenfrage in der Bevölkerung wachzuhalten.

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