Bericht aus Minden
Der Regierungspräsident Minden berichtet am 5. Juli 1935 über die Monate Mai und Juni:
Die Versammlungstätigkeit der Juden hat in der Berichtszeit etwas nachgelassen. Die Werbungen der Zionisten für die Auswanderung sind rege. Mit großem Eifer wird die Erlernung der Hebräischen Sprache getrieben.
In den Orten meines Bezirks wurden, wie schon oben ausgeführt, in der Berichtszeit immer mehr Stürmertafeln mit judenfeindlichen Aufschriften aufgestellt. Auch erscheinen hier und da Schilder , die den Juden das Betreten einzelner Ortschaften nicht empfehlen.
In Höxter hielt der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten eine Versammlung ab, in der ein Vortrag über das Deutsche Judentum gehalten wurde. Der Redner erklärte unter anderem, daß der Reichsbund bei der Regierung vorstellig geworden wäre, damit die jüdischen jungen Leute wieder Soldat werden könnten. Die Deutschen Juden seien seit Jahrhunderten mit dem deutschen Boden verwachsen und betrachten sich als Deutsche. Der Bund jüdischer Frontsoldaten wolle sich dafür einsetzen, daß die jüdische Jugend, genau wie vor dem Kriege zum Heeresdienst eingezogen werde.
In Bielefeld wurde von einem Dr. Ostwald ein Vortrag gehalten, der in den Ausführungen gipfelte, die Juden sollten ruhig in Deutschland verbleiben, denn die Zeit werde wieder kommen, wo der gegenwärtige und auch der zukünftige Staat wieder seinen Nutzen von den Juden haben werden.