Bericht aus Kassel

Der Regierungspräsident Kassel berichtet am 5. Juli 1935 über die Monate Mai und Juni:

Der Erfolg der intensiven Arbeit der Zionisten ist gering. Eine Auswanderung nach Palästina findet nur in unwesentlichem Umfange statt.

Auf dem Lande spielen die jüdischen Geschäftsleute nach wie vor eine große Rolle. Auch wird immer wieder Klage geführt, daß viele Volksgenossen nicht davon lassen können, ihre Einkäufe in jüdischen Geschäften zu tätigen.

Vereinzelte Ausschreitungen gegen Juden - Einwerfen von Fensterscheiben und dergleichen - sind auch in der Berichtszeit vorgekommen.

Ein bedauerlicher Vorfall hat sich in den letzten Tagen in Gelnhausen ereignet, wo ein jüdischer Arzt , der auf dem Wege zu einer schwierigen Entbindung war, von 2 Personen angehalten und geschlagen wurde. Schaden ist nicht entstanden, da der Arzt noch rechtzeitig bei der Patientin eintraf. Die Untersuchung ist eingeleitet.