Die Gestapo berichtet
Die Gestapo Frankfurt/O. berichtet am 5. Juli 1935 über den Monat Juni 1935:
Im Bereich der Staatspolizeistelle besteht ein Unruheherd nach wie vor in Seelow, Kr. Lebus, wo am 3. Mai 1935 der Pfarramtskandidat Pecina, ein früherer Katholik, der später zur evangelischen Kirche und vor etwa 1 Jahr zur Bekenntniskirche übertrat, ausgewiesen werden mußte. Pecina, ein fanatisierter ungewöhnlich starrköpfiger Pfarrer - hat anläßlich der Durchführung der Ausweisung die pfarramtlichen Kirchenbücher mitgenommen bezw. versteckt, sodaß die Ausstellung von Urkunden über den Nachweis der arischen Abstammung seit dieser Zeit unmöglich geworden ist. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder hat daraufhin in erfreulicher Zusammenarbeit mit der Staatspolizeistelle gegen Pecina ein Verfahren eingeleitet und heute bei dem hies. Amtsgericht den Erlaß eines Strafbefehls erwirkt. Die Staatspolizeistelle hat ihrerseits die erforderlichen Schritte ergriffen, um die Kirchenbücher, über deren Verbleib Pecina jegliche Auskunft verweigert, ausfindig zu machen, zumal die Vorenthaltung der Kirchenbücher und die dadurch bedingte Unmöglichkeit, Urkunden über arische Abstammungen zu beschaffen, bereits zu beträchtlichen Schwierigkeiten, insbesondere für die Wehrpflichtigen der Jahrgänge 1914/15 , geführt hatte. (…)
Juden
Die Juden haben ihre Versammlungstätigkeit etwas eingeschränkt. Anscheinend setzt sich - wenigstens bei der jüdischen Jugend - der zionistische Gedanke mehr und mehr durch. Die Siedler der jüdischen Siedlung Groß-Gaglow b. Cottbus sind bis auf eine kleine Minderheit, die in Deutschland zu bleiben beabsichtigt, nach Palästina abgereist.