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Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Bericht aus Hannover

Der Regierungspräsident Hannover berichtet am 3. Juni 1935 über den Monat Mai:

Die rege Versammlungstätigkeit der jüdischen Organisationen hielt weiter an. In einzelnen Landkreisen kam die Abneigung gegen die Juden in Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte und in Boykottmaßnahmen zum Ausdruck. In immer mehr Orten wird der ''Stürmer Kasten'' mit judenfeindlichen Parolen ausgehängt. In diesen Kästen sind teilweise neben dem ''Stürmer'' Listen der jüdischen Geschäfte des Ortes ausgehängt worden. In einer Veranstaltung, bei der der Mitarbeiter des Frankenführers Streicher , Pg . Meyer, anwesend war, wurde angekündigt, daß die Namen derjenigen Volksgenossen, die bei Juden kaufen, auf Listen in diesen Stürmer Kästen ausgehängt werden sollten. In einer Unterredung äußerte Pg . Meyer, daß der Führer entscheidenden Wert auf die schärfste Durchführung des Kampfes gegen die Juden lege. Aus dieser Einstellung heraus bestand die Gefahr, daß es tatsächlich zu Boykottmaßnahmen kam und dann die Behörden zum Eingreifen gezwungen gewesen wären. Solches Vorgehen hätte leicht den Eindruck hervorrufen können, daß die Behörden die Juden in Schutz nehmen, so daß die Zusammenarbeit mit den Parteidienststellen darunter hätte leiden müssen. Es wäre wünschenswert, daß von seiten der Partei noch einmal klare Richtlinien an alle Parteidienststellen, mit welchen Mitteln der Kampf gegen die Juden geführt werden kann und soll, gegeben werden.

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