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Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Bericht aus Aurich

Der Regierungspräsident Aurich berichtet am 4. Juni 1935 über die Monate April und Mai:

Die Viehmärkte werden zum größten Teil von den Juden beherrscht wie auch der gesamte sonstige Viehhandel nahezu ausschließlich in jüdischen Händen liegt. Der ostfriesische Bauer kann sich leider nicht daran gewöhnen, mit arischen Viehhändlern seine Geschäfte abzuschließen, die es ihrerseits leider auch sehr oft an dem nötigen Einsatz fehlen lassen, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß sie nicht so kapitalkräftig sind wie der jüdische Händler, der dem Bauer bei jedem Kauf das Geld sofort auf den Tisch zahlt. In den zahlreichen jüdischen Geschäften ist in keiner Weise ein Abbruch festzustellen, im Gegenteil berichtet mir der Landrat, daß sowohl in der Stadt Leer wie auch in der Stadt Weener jüdische Geschäfte nach wie vor den größten Umsatz haben.

In Aurich hielt die Zionistische Arbeitsgemeinschaft am 14. April eine Versammlung ab, in der ein Jonas Wolff aus Hamburg über das Thema ''Jüdische Arbeit in Palästina '' sprach. Er trug der Versammlung, die von etwa 80 jungen Juden besucht war, Klagen darüber vor, daß die Juden, die sich schon vor dem Kriege in Palästina angesiedelt und einen gewissen Reichtum erworben haben, die neu zuziehenden Juden nicht in Arbeit nehmen. Sie ziehen es nach seinen Angaben vor, Bodenspekulation zu treiben. Eine Auswanderung nach Palästina käme heute nur durch das Zentralkomitee der zionistischen Bewegung in Frage, das allerdings nur geschulte Leute vermittele.

In Emden wie in Aurich sprach weiter ein Dr. Martin Schlossberg aus Berlin über seine Erfahrungen während einer Reise nach Palästina. Er wies darauf hin, daß dieses Land ausschließlich für das jüdische Volk gewonnen werden müsse, damit die Juden endlich zur Ruhe kämen. Das Zentralkomitee habe sich zur Aufgabe gestellt, zu Siedlungszwecken größere Landflächen zu erwerben und hierfür von der größten englischen Bank eine Anleihe von 1 1/2 Millionen Pfund erhalten. Das Auftreten der Juden in der Öffentlichkeit wird immer anmaßender.

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