Bericht aus Köln
Die NSDAP-Gauleitung Köln-Aachen berichtet am 8. Juni 1935 für den Mai 1935:
Den Versuchen, die Schuld für den zu geringen Export auf den Antisemitismus abzuwälzen, widerspreche ich entschieden. Der Reichsbankpräsident hat kürzlich selbst Prozentzahlen genannt, aus denen hervorgeht, daß Deutschland in bezug auf den Exportrückgang nur 1% hinter Frankreich steht. Ich habe mich auch bei der Handelskammer Köln erkundigt und dabei bestätigt erhalten, daß die Juden selbst in Deutschland das kaufen, was sie hier billiger bekommen. Soweit der Antisemitismus wirklich mit Ursache für den Rückgang des deutschen Exports ist, wird auch keineswegs eine Besserung zu erwarten sein etwa dadurch, daß wir in Zukunft so täten, als hätten wir die antisemitische Einstellung aufgegeben. Niemand würde uns das weniger glauben als der Jude selbst. Außerdem aber würde durch eine Nichtbehandlung der Judenfrage der Glaube an die Partei in Mitleidenschaft gezogen, und die Frechheit der Juden, die sowieso schon wieder groß ist, würde sich noch steigern. (…)
Judentum
Das Bekanntwerden zahlreicher gemeiner Verbrechen, welche sich Juden zuschulden kommen ließen, hat hier und da zu unerwünschten Ausschreitungen geführt. Es wurden Fensterscheiben eingeschlagen, Transparente unschönen Inhalts an jüdischen Häusern angebracht und dergleichen. Obschon es sich hierbei um Seltenheiten handelte, habe ich in allen Versammlungen strengstens vor Ausschreitungen jeglicher Art warnen und betonen lassen, daß in solchen Fällen die Polizei in vollem Einvernehmen mit der Partei rücksichtslos einschreiten und die Täter verhaften wird. Neuerdings ist von solchen Ausschreitungen nichts mehr bekannt geworden.