Menü
Chronik und Quellen
1935
Mai 1935

Bericht aus Syke

Der Landrat des Kreises Grafschaft Hoya berichtet am 27. Mai über den Monat Mai:

In Auswirkung einer Rede des Pg . Meyer, eines Mitarbeiters des Frankenführers Streicher , sind in vielen Orten des Kreises sogenannte Stürmerkästen aufgestellt worden. Die Juden aus Hoya haben sich aus diesem Anlaß beschwerdeführend nach dort gewandt wegen angeblicher Boykottmaßnahmen. In diesen Stürmerkästen sind teilweise neben dem Stürmer Listen der jüdischen Geschäfte des Ortes ausgehängt worden. Darin vermochte ich keine Boykottmaßnahme zu erblicken, da die jüdischen Geschäfte auf dem Lande ja bekannt sind. In jener Veranstaltung, bei der Pg . Meyer sprach, wurde auch angekündigt, daß die Namen derjenigen Volksgenossen, die bei Juden kaufen, auf Listen in diesen Stürmerkästen ausgehängt werden sollten. Dies ist allerdings bisher nirgends geschehen. In der dieserhalb seinerzeit mit dem Kreisamtsleiter der NS-Hago geführten Unterredung brachte dieser zum Ausdruck, daß nach einer Äußerung des Pg . Meyer der Führer entschiedenen Wert auf die schärfste Durchführung des Kampfes gegen die Juden lege. Aus dieser Einstellung heraus bestand die Gefahr, daß es eines Tages tatsächlich zu Boykottmaßnahmen kam und dann die Behörden zum Eingreifen gezwungen gewesen wären, da Boykottmaßnahmen verboten sind. Solches Eingreifen hätte leicht den Eindruck hervorrufen können, daß die Behörden die Juden in Schutz nehmen und die Zusammenarbeit mit den Parteidienststellen hätte darunter leiden müssen. Es wäre wünschenswert, wenn von Seiten der Partei noch einmal klare Richtlinien herausgegeben würden, wie der Kampf geführt werden kann, ohne mit gesetzlichen Bestimmungen in Konflikt zu kommen.

Baum wird geladen...