Die Gestapo berichtet
Die Politische Polizei Mecklenburg berichtet am 5. Juni 1935 für Mai 1935 aus Schwerin:
Der Flaggen-Erlaß hat auf die Juden sehr deprimierend gewirkt. Seit dem Flaggenerlaß schmücken sie ihre Gebäude überhaupt nicht mehr, sondern verhalten sich vollkommen passiv. Wie weit aber die Gegensätze zwischen Deutschen und Juden schon wieder verwischt waren, geht daraus hervor, daß, als in einem Villenvorort am Röblinsee ein Stürmerkasten zum Aushang kommen sollte, die Einwohner bei der Gemeindeverwaltung vorstellig wurden, den beabsichtigten Aushang zu unterlassen. In der Aufstellung eines ''Stürmer''-Kastens glaubten die Villenbesitzer eine Schädigung ihrer wirtschaftlichen Interessen, sowie der Interessen der einheimischen Kaufleute und Handwerker zu erblicken. Sie fürchteten, daß die aus Berlin dort regelmäßig Wohnung nehmenden Kurgäste hieran Anstoß nehmen und den Kurort in Zukunft meiden würden. 40 Villenbesitzer hatten aus diesem Grund eine schriftliche Eingabe an die Gemeindeverwaltung gerichtet. Dieser eine Fall zeigt blitzartig, wie schnell der Rassengedanke in den Hintergrund tritt, wenn nicht den Volksgenossen eine ständige Aufklärung über die Rassentheorie und über die verderblichen Einflüsse, die vom Judentum ausgehen, gegeben wird.