Bericht aus Arolsen
Der Landrat des Kreises der Twiste gibt am 25. April 1935 seinen Lagebericht für März und April 1935 aus Arolsen ab:
Aus dem zionistischen Auswanderungsheim in Külte sind etwa 20 Personen vorläufig wieder nach Hause entlassen worden, nachdem sie mehrere Monate dort verbracht haben, ohne daß die Auswanderung erfolgt wäre. In der Bevölkerung hat sich deshalb der Eindruck gestärkt, daß es der Organisation mit der Auswanderung nicht ernst sei. Ich habe im Hinblick auf die beabsichtigte Auswanderung dieser Insassen dafür gesorgt, daß die Insassen und das Heim unbehelligt blieben. Die wachsende Unruhe in nationalsozialistischen Kreisen über die dauernde Hinausschiebung der Auswanderung scheint mir jedoch begreiflich. Um etwaige Unannehmlichkeiten zu verhüten, erscheint es mir notwendig, die zionistische Spitzenorganisation auf die Notwendigkeit hinzuweisen, daß sie durch einen baldigen Abtransport den guten Willen zur Förderung der Auswanderung unter Beweis stellt.
Unter Berücksichtigung des starken Geschäftsrückganges der jüdischen Geschäfte haben sich mehrere jüdische Familien zum Verkauf ihrer Besitzungen und zur Auswanderung entschlossen.