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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Bericht aus Lemgo

Der Landrat des Kreises Lemgo gibt am 25. April 1935 seinen Bericht für den Monat April 1935 ab:

Eine Bekämpfung des Judentums wird dadurch sehr stark behindert, daß der Handel mit ihnen durch eine Verfügung des Reichswirtschaftsministers nicht unterdrückt werden soll. Dagegen sind nach dem Erlaß des Stellvertreters des Führers gegen die Parteigenossen Verfahren zu eröffnen, die mit Juden Handel treiben. Ein Parteigenosse aus der Industrie berief sich auf diese Bestimmung und machte geltend, daß es ihm in seiner Branche nicht möglich sei, die Anordnung von Hess zu befolgen. Es ist nicht angängig, daß der kleine Parteigenosse zur Rechenschaft gezogen wird, während Parteigenossen der Wirtschaft Sonderrechte genießen.

Ferner macht sich immer mehr das Fehlen eines Verzeichnisses der Juden-Namen bemerkbar. Sehr oft ahnen die Parteigenossen gar nicht, daß es sich um eine jüdische Firma handelt oder bei der Presse, ob die Verfasser von Erzählungen und dergl. Juden sind. Ein solches Verzeichnis ist m.W. von dem Münchner Verleger Lehmann in Angriff genommen worden. Es wäre zu empfehlen, die Herausgabe durch die Bewegung zu forcieren. Ein in Lemgo wohnender Fachgelehrter, der mit Lehmann seit langem in Verbindung stand erklärte, daß nach dessen Tode sich die Herausgabe wohl zerschlagen würde. Der Betreffende hat selbst beachtliche Vorarbeiten geleistet und bereits die lippischen Juden-Namen veröffentlicht. Ebenso wäre zu fordern, daß die Firmen ihre Vornamen ausschreiben müssen. Dadurch würden schon manche Fehlgriffe verhindert.

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