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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Bericht aus Anröchte

Der Bürgermeister von Anröchte gibt am 23. April 1935 seinen „Lagebericht“ für April ab:

Nach wie vor finden die Juden in den bäuerlichen Kreisen Eingang und können dort ihre Handelsgeschäfte aller Art tätigen. Um die Kundschaft der offenen Ladengeschäfte vor Bloßstellung zu schützen, gehen die jüdischen Manufakturisten mehr dazu über, den Käufern die Waren verpackt in die Wohnungen zu schicken. Durch Gemeindearbeiter, die mit der Abdasselung des Rindviehs beauftragt sind, wird mir gemeldet, daß sich die Viehjuden der Maßnahme zu entziehen versuchen. Als Begründung gäben sie an, das Vieh habe keine Dasselbeulen und würde auch als Schlachtvieh verkauft. Ich habe daher eine Kontrolle der Tiere auf den Weiden angeordnet und werde zweckdienliche Maßnahmen auf Grund des Gesetzes zur Bekämpfung der Dasselfliege gegen die Schuldigen ergreifen.

Immer muß noch der Vermutung Raum gegeben werden, daß durch die Juden die verbotene Schächtung bei Hausschlachtungen von Ziegen und Ziegenlämmern vorgenommen wird. Es ist allerdings sehr schwer, Schuldige zu überführen, so daß das Verbotswidrige hernach auch nicht mehr festgestellt werden kann. Um mit dem Unfug und auch der Gefahr des heimlichen Handelns gründlich aufzuräumen, wäre eine Regierungspolizeiverordnung am Platze, die Hausschlachtungen dieser Art den Juden einfach verbietet und bei solchen die Inanspruchnahme der öffentlichen, oder wo diese fehlen, privaten Schlachthäuser zwingend vorschreibt

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