Bericht aus Königsberg
Der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen erstattet am 18. Mai 1935 folgenden Lagebericht für März und April 1935 aus Königsberg:
In der Berichtszeit wurde festgestellt, daß sich die Juden stärker als bisher zusammenschließen und jüdische Vereine gründen. So wurden verschiedene Ortsgruppen des jüdischen Frontkämpferbundes geschaffen, die für die Ausdehnung der Wehrpflicht auf die in Deutschland lebenden Juden eintreten. Im Regierungsbezirk Marienwerder ist eine auffällig starke Abwanderung der Juden in das Reichsgebiet, insbesondere nach Berlin beobachtet worden. Nur vereinzelt kam es zu Ausschreitungen gegen Juden. In diesen Fällen gab jeweils ein Jude, der deutsche Mädchen belästigte, berechtigten Anlaß zur Empörung.