Bericht aus Erfurt
Der Regierungspräsident in Erfurt erstattet am 15 Mai 1935 folgenden Lagebericht für März und April 1935:
Ein Jude in Erfurt äußerte sich dahin, daß nur der Jude in der Lage wäre, die arische Rasse zu veredeln. Da wegen dieses Verhaltens mit Ausschreitungen gegen den Juden zu rechnen war, ist er von der Geheimen Staatspolizeistelle auf die Dauer von 7 Tagen in Schutzhaft genommen worden.
Am 17.3.1935 veranstaltete der Bund jüdischer Frontsoldaten auf dem hiesigen jüdischen Friedhofe eine Heldengedenkfeier. Etwa 90 Personen beiderlei Geschlechts waren zu dieser Kundgebung erschienen. 2 Geistliche im Ornat leiteten die Feier. Zu Störungen ist es nicht gekommen. (…)
Am 14.3.1935 gegen 20.30 Uhr kam es vor einer städtischen Turnhalle in Erfurt zu Demonstrationen gegen eine hiesige jüdische Sportgruppe. Die Juden wurden aus der Halle vertrieben; es kam zu lebhaften Kundgebungen gegen die Erfurter Stadtverwaltung, weil sie den Juden immer noch Turnhallen zur Verfügung stellte.
Der Oberbürgermeister hat den Juden hierauf die Turnhallen gekündigt.