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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Berichte aus Düsseldorf

Der Regierungspräsident in Düsseldorf erstattet am 16. und 30. April sowie am 2. Mai 1935 folgende „Ereignisberichte“:

Am 14.4.1935 haben bisher unbekannte Täter an dem Schaufenster der jüdischen Metzgerei Schweitzer, Essen, Kopstadtplatz, einen gelben Zettel in der Größe von 6 x 8 cm mit folgender Aufschrift angebracht: ''Die Juden sind ein geiziges und habgieriges Volk. Sie stecken die anderen mit ihrem Geiz an. Kaufe nie bei Juden. Der Jude muß hinaus.''

Am 28. April 1935 fand eine Mitgliederversammlung des Reichsbundes ostjüdischer Organisationen in Deutschland im Gemeindehaus der Synagogengemeinde in Essen, Steelerstraße statt. Sie begann um 15.30 und endete gegen 16.20 Uhr. Anwesend ware n etwa 50 Personen. Der Vorsitzende Mathias Goldstein, wohnhaft in Essen, leget zuerst den Vorsitz mit dem Kassierer Süßmann nieder. Es wurde dann, nachdem die Kasse mit einem Bestand von 3,81 RM geprüft und für in Ordnung befunden war, ein vorläufiger Vorstand gebildet. Es folgten dann die Vorschläge zum neuen Vorstand, die dahin endeten, daß Goldstein wieder zum 1. Vorsitzenden, ein Schleimer zum 2. Vorsitzenden und Süßmann wieder zum 3. Vorsitzenden (Kassierer) gewählt wurden. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen.

Aufgrund des § 7 der Verordnung vom 4.2.33 hat die hiesige Staatspolizeistelle das Heft 4 des Organes des Reichsbundes der katholischen deutschen Jugend Österreichs, ''Jugendwacht'', vom April 1935, Erscheinungsort Wien, wegen eines Artikels auf Seite 87, ''Judenfrage '' polizeilich beschlagnahmt und eingezogen, weil in dem Artikel unsachliche Kritik am Programm der NSDAP geübt und dem Reichsbankpräsidenten Schacht vorgeworfen wird, Juden und Freimaurer zu tolerieren.

Der am 30. April 1935 in der Mai-Ausgabe des ''Stürmer '' erschienene Artikel über den in Düsseldorf ansässigen österreichischen Juden Hugo Wilhelm, der in Düsseldorf, Duisburg und Essen Confitüren- und Lebensmittelgeschäfte unterhält, gab in Düsseldorf in den Abendstunden Anlaß zu Ansammlungen vor einigen Geschäften des Wilhelm. Zum Teil nahm die Menschenmenge eine drohende Haltung an. Zu Gewalttätigkeiten kam es jedoch nicht, da die Menschenmenge durch Polizeibeamte zerstreut wurde.

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