Die Gestapo berichtet

Das Gestapa des Landes Sachsen für den Monat April 1935 aus Dresden:

Die Juden haben auch im Monat April eine rege Versammlungstätigkeit entwickelt. Die Vorträge, die gehalten wurden befaßten sich jedoch immer mit rein jüdischen Angelegenheiten. In Leipzig fand eine vielbeachtete, von 800 Personen besuchte, Versammlung mit dem Redner Dr. Prinz , Berlin, statt. Prinz sprach über das Thema: ''Jüdische Existenz heute''. Er führte aus, daß die Maßnahmen der Regierung auf Grund der Ariergesetzgebung die Existenz der Juden jetzt und in der Zukunft immer mehr bedrohen und fast unmöglich machen. Folgerichtig propagierte er stark eine Auswanderung nach Palästina .

In Dresden wurde durch Polizeioberwachtmeister Kössling ein Plakat mit der Aufschrift ''Die Juden sind unser Unglück'' und mit dem Profil eines Juden entfernt. Auf Grund dieses Vorfalles wurde Kössling von seinem Kommando bei der Politischen Polizei abgelöst.

Nach Ostern ist in Dresden eine neue jüdische Schule eröffnet worden, deren Leiter A. Fischl, Dresden, ist. Die Schule soll den Schülern neben Allgemeinbildung auf ''rassischer Grundlage vor allem jüdisches Gedankengut'' übermitteln.

Die jüdischen zionistischen Jugendorganisationen , vor allem in Dresden und Plauen, haben im Berichtsmonat eine Reihe von Heimabenden abgehalten, in denen die Jugendlichen mit der alten jüdischen Geschichte vertraut gemacht werden. Es ist nicht zu verkennen, daß die Jugendlichen auf diese Weise für ein Leben in Palästina vorbereitet und geschult werden sollen. In Eibenberg bei Chemnitz fand Anfang April ein Sportlager von jüdischen zionistischen Jugendlichen statt. Es nahmen ca. 25 Jugendliche daran teil. Das Lager sollte ursprünglich in Sayda abgehalten werden. Dies wurde untersagt, da die Landesgrenze in unmittelbarer Nähe liegt.

In Zwickau mußte ein jüdischer Arzt Dr. med. [N.N.a] wegen Rassenschändung in Schutzhaft genommen werden. Desgleichen wurde der polnische Jude [N.N.b], in Dresden wohnhaft, wegen Geschlechtsverkehrs mit arischen Mädchen in Schutzhaft genommen.