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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Bericht aus München

Die Polizeidirektion München berichtet am 5. Mai für den Monat April:

Im abgelaufenen Monat wurden wiederholt des Nachts antisemitische Klebezettel angeschlagen. Dabei kam es auch vor, daß Schaufenster arischer Geschäftsleute beklebt wurden. Einige Schaufenster wurden auch mit Kieselsäure beschmiert. Die Täter sind bis jetzt nicht bekannt.

Wegen dieser Art von Werbetätigkeit sind nicht allein Klagen von den Betroffenen eingelaufen, auch Parteidienststellen haben diese Form von Propaganda nicht gutgeheißen. Nicht unberücksichtigt darf hiebei die Tatsache werden, daß München als Fremdenstadt während der Reisezeit, die bereits um Ostern heuer sehr lebhaft eingesetzt hat, auf einen großen Zngesetzt hat, auf einen großen Zländern hofft und daß diese Ausländer ein ganz falsches Bild von den Zuständen in Deutschland gewinnen. Sie sehen nur die Auswirkungen dieser judenfeindlichen Propaganda in gehäufter Form im sehr belebten Stadtinnern, sie beschäftigen sich jedoch nicht mit der Idee, die diesem Vorgehen zugrundeliegt und kommen daher nie auf den Gedanken, daß der Jude ein Hauptfeind Deutschlands ist. Zweifellos gibt die antisemitische Propaganda, wenn sie auf diese Weise durchgeführt wird, im Ausland günstigen Nährboden für so manche Greuellüge.

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