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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht aus Konstanz

Die Notgemeinschaft Deutscher Wissenschaftler im Ausland (London) berichtet nach dem 10. November 1938 über die Misshandlung von Rechtsanwalt Moritz Bloch, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Konstanz, und von Erich Bloch, Leiter eines landwirtschaftlichen Lehrguts in Horn bei Radolfzell, und seiner Zöglinge.

1. Rechtsanwalt A., ein sehr angesehener Anwalt in X., 70 Jahre alt, wurde in den Novembertagen von den Nazis abgeholt, angeblich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde X. (welches Amt er seit Jahren bekleidet).

Er wurde blutig geschlagen und in den See geworfen. Wie er wieder aus dem See herauskam, weiß er nicht, da er bewusstlos war.

2. Erich A., etwa 40-jährig, besitzt seit mehreren Jahren in Y. bei Z. ein Lehrgut, wo er seit Jahren junge jüdische Leute in Gartenbau und Landwirtschaft ausbildet.

Herr A. wurde eines Morgens auf das Rathaus in Y. geholt und mit Stahlruten so geschlagen, dass er einen schweren Herzkrampf bekam und wie tot liegen blieb. Der Herzkrampf rettete ihn davor, ins Konzentrationslager abtransportiert zu werden.

Die Zöglinge, im Alter von 14-18 Jahren, mussten ebenfalls aufs Rathaus und wurden dort blutig geschlagen. Einer der Zöglinge liegt seitdem an einer schweren Hirnentzündung darnieder.

Berichterstatter: Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland, London

 

Rechtsanwalt A = R. A. Bloch
Erich A = Erich Bloch
X = Konstanz am Bodensee
Y = Horn
Z = Radolfszell am Untersee

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