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Chronik und Quellen
1935
April 1935

Die Gestapo berichtet

Die Gestapo für den Regierungsbezirk Erfurt berichtet am 2. Mai 1935 für April 1935:

Die Vereinstätigkeit der Juden war im Berichtsmonat sehr rege. Der CV und die Zionisten hielten mehrere Versammlungen ab. Anläßlich einer Versammlung der zionistischen Ortsgruppe in Nordhausen sprach der Jude Dr. Hans Seelenfreund aus Magdeburg über das Thema: ''Größe und Gefahr der Stunde''. Besonders behandelte er das jüdische Aufbauwerk in Palästina . Es sei festzustellen, daß die Juden hierbei nicht eigennützig verfahren, sondern zu jedem Opfer bereit seien. Von besonderer Bedeutung waren die Schlußworte des Redners. Wörtlich führte er aus: ''Wir gehen dahin, wo wir Juden hingehören, zur Stadt des Aufstieges. Etwas Ehrliches müssen wir allerdings mitbringen und zwar eine gute jüdische Gesinnung, Ethik und Moral, insbesondere die 10 Gebote haben die Juden der Welt gegeben, deshalb hat die jüdische Kultur auch alle übrigen Kulturen überdauert.''

Allgemein wird in der Öffentlichkeit über das freche Auftreten der Juden geklagt. Es ist ferner mehrfach die Wahrnehmung gemacht worden, daß in öffentlichen Lokalen arische Mädchen sich mit Juden zeigen und sogar mit ihnen tanzen.

In letzter Zeit kam es in Erfurt vor einigen städtischen Turnhallen, die von jüdischen Sportorganisationen benutzt wurden, wiederholt zu Zwischenfällen. Der Magistrat in Erfurt hat hierauf den Juden die Turnhallen gekündigt.

Am 31.3.1935 veranstaltete der jüdische Jugendbund in Nordhausen einen Vortragsabend. Der Jude Dr. Richard Cohn Halle sprach über das Thema: ''25 Jahre Verband jüdischer Jugendvereine''. Er führte aus, daß im Reiche z.Zt. 160 jüdische Ortsgruppen mit über 10.000 Mitgliedern vorhanden seien. Die Organisation habe den Zweck, den jüdischen Menschen zum jüdischen Denken zu erziehen. Die junge Generation müsse zu einer Einheit ohne Gegensätze in der zionistischen Frage zusammengefaßt werden.

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