Die Gestapo berichtet
Die Gestapo für den Landespolizeibezirk Berlin berichtet für März 1935:
Judenbewegung
Die Juden haben ihre alte Sicherheit wiedergefunden, was sich in ihrem Verhalten deutlich zeigt.
In zahlreichen Fällen mußte wegen staatsfeindlicher Äußerungen, unsozialen Verhaltens, wirtschaftlicher Ausbeutung und insbesondere wegen sittlicher Verfehlungen gegenüber arischen Angestellten eingeschritten werden.
Es mußte ferner die Erfahrung gemacht werden, daß nur ein geringer Teil der Verfehlungen der Juden zur Anzeige gebracht wird. Eine gesteigerte Mitarbeit der Partei und ihrer Organisationen wäre daher äußerst wünschenswert.
Eheschließungen zwischen Ariern und Nichtariern nahmen auch im Berichtsmonat ihren Fortgang. Das Volk erwartet dringend eine baldige gesetzliche Regelung dieser Frage zur Verhinderung weiterer Rassenschändungen .
Ein lehrreiches Beispiel dafür, wie groß der Einfluß des Judentums noch in einzelnen Berufen ist, bietet die Statistik im Kassenärztewesen Groß Berlins:
Unter den Berliner Kassenärzten sind 1.710 (55,4%) Arier und 1.355 (44,6%) Nichtarier.
Das Einkommen der arischen Kassenärzte belief sich im 4. Quartal 1933 auf 3.310.929 RM, d.h. bei 59,1% des Gesamteinkommens etwa 662.000 Behandlungen.
Das Einkommen der jüdischen Kassenärzte auf 2.294.117 RM, d.h. 40,9% des Gesamteinkommens bei etwa 458.800 Behandlungen.
Die entsprechenden Angaben für das 2. Quartal 1934 lauten:
für arische Kassenärzte: 3.648.438 RM Einkommen, d.h. 58,5% des Gesamteinkommens bei 729.600 Behandlungen;
für jüdische Kassenärzte: 2.588.731 RM Einkommen, d.h. 41,5% des Gesamteinkommens bei 517.746 Behandlungen.
Das Einkommen der jüdischen Kassenärzte ist demnach um 0,6% gestiegen, die Zahl ihrer Behandlungen um rund 60.000!
Wie die Juden um ihr Verbleiben in Deutschland bemüht sind, läßt der Bericht über eine am 27.3.35 in der Rosenstraße 2/4 stattgefundene Versammlung des Kuratoriums der Deutschen Juden erkennen.
Der Leiter dieser Versammlung, Dr. Jacobson , führte aus, daß auf Grund des Arierparagraphen sich das jüdische Archiv genötigt sehe, seinerseits ebenfalls die jüdische Rasse und Familiengeschichte vollständig in einem Archiv niederzulegen. Auf Grund eines von ihm vorgelesenen Berichts brachte er den Anwesenden zur Kenntnis, daß bereits Anweisung an die Reichs-und Landesleitung der Juden ergangen sei, das Archiv in jeder Weise zu unterstützen. Eine große Anzahl der Landesleitungen sei dieser Bitte bereits nachgekommen und habe sehr brauchbares Material eingesandt.
Zu dem Gesamteindruck der abgehaltenen Versammlung muß folgendes gesagt werden: Das Kuratorium bezw. der Archiv Leiter machen die größten Anstrengungen, um aus den jeweiligen Gemeindebüchern und Standesämtern die Unterlagen zu erlangen, aus denen die Einwanderung der ersten Juden nach Deutschland ersichtlich ist. Besonderen Wert wird auch auf die Inschriften von Grabsteinen gelegt, um auch hierdurch dem Archiv das Material zuzuführen, welches es für die Einwanderung der Juden nach Deutschland benötigt. Für diese Arbeiten ist ein erhöhter Betrag von 10.000 RM zur Verfügung gestellt worden. Die eingegangenen Unterlagen werden fotographiert und in besonderen Bänden gesammelt. So konnte man aus den dort vorgezeigten Bänden ersehen, daß die Archivleitung es an keiner Mühe fehlen läßt und bereits Unterlagen aus dem Osten in Händen hat, die in das 16. und 17. Jahrhundert zurückreichen. Hierbei handelt es sich um die damaligen sogenannten Schutzjuden , die für ihren Schutz an den jeweiligen Fürsten pp. eine bestimmte Summe zahlen mußten.
Aus dem in dieser Versammlung gehörten ergibt sich, daß die führenden Köpfe keineswegs an eine Ausreise aus Deutschland denken, sondern im Gegenteil Material sammeln, das dem In und Auslande zur Kenntnis gebracht werden kann, und wodurch nachgewiesen werden soll, daß das Judentum bereits seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland ansässig ist. Dr. Jacobson machte die Bemerkung, daß die Arbeit der Landesleitungen nicht allzusehr in die Öffentlichkeit gelangen möchte, damit ungehindert die Unterlagen besorgt werden könnten, die für das Archiv erforderlich seien. Die Aussprache bezüglich dieses Punktes wäre bestimmt noch anders ausgefallen, wenn die Versammlung nicht überwacht worden wäre.
Die ''Jüdische Rundschau '' meldet, daß im Monat Februar 1935 5.200 Juden und im Monat März ca. 6.000 Juden nach Palästina eingewandert seien.
Im Berichtsmonat sind vom Anhalter Bahnhof 395 Juden nach Palästina abgefahren. Die Überwachung ergab nichts Neues. Die Abfahrten verliefen störungsfrei unter reger Beteiligung der Angehörigen.
In der Zeit vom 1. 28.3.35 haben 2.000 jüdische Versammlungen stattgefunden, von denen 65 beobachtet wurden.
Zu der Behandlung der Judenfrage ist zusammenfassend zu sagen: Es scheint dringend geboten, bei der den Juden gegenüber einzuschlagenden Politik mehr als bisher den Standpunkt der Partei zu beachten, damit Staat und Bewegung hierbei nicht in einen Zwiespalt geraten, der das Vertrauen des Volkes beiden gegenüber allmählich erschüttern müßte.
Wirtschafts und sozialpolitische Angelegenheiten (…)
Tätigkeit der nach dem Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit gebildeten Vertrauensräte
In der Firma Appollo-Leih-Wäsche (jüdischer Inhaber), brachte der Zellenobmann den ''Stürmer '' zum Aushang. Er wurde daraufhin von dem Betriebsführer fristlos entlassen. Durch Inhaftnahme des Betriebsführers konnte eine Wiedereinstellung des Z.O.-Mannes erreicht werden.
Allgemeines
a) Ein Vertreter der Automobil Branche (Jude) brachte von einer Reise nach Prag ein SA Spiel nach Deutschland mit, in dem die NSDAP und der Führer sowie der Angehörige der Regierung, verächtlich gemacht wurden. Der Betreffende zeigte dieses Spiel überall in der Öffentlichkeit herum. Ebenso wurde der Minister Schemm in diesem Spiel noch nach seinem Tode beleidigt und verächtlich gemacht. Der Täter wurde in ein Konzentrationslager überführt. (…)
c) Besonders beachtenswert ist folgendes:
In letzter Zeit häufen sich die Fälle, in denen die Inhaber jüdischer Geschäfte und Betriebe ihren Geschäftskredit auf Personalkredit umstellen, und beim Einschreiten der Staatspolizei anläßlich staatsfeindlicher Handlungen durch ihre Rechtsanwälte bezw. Vertreter auf diese Tatsache bei dem Reichswirtschaftsministerium hinweisen, lassen, um eine Freilassung der evtl. in Haft genommenen Geschäfts- und Betriebsinhaber mit folgender Begründung zu erwirken:
Durch die Inhaftnahme des Betreffenden, dessen Betrieb auf sogenannten Personalkredit aufgebaut sei, würden die Kredite gesperrt und der Betrieb dadurch wirtschaftsunfähig werden, man müßte sich daher veranlaßt sehen, die gesamte Belegschaft auf die Straße zu setzen. Mit diesen jüdischen Machenschaften ist es jedem Juden, der staatsfeindlich oder volksschädigend eingestellt ist, möglich, den Führer, die Mitglieder der Regierung und den Staat verächtlich zu machen, ohne daß die Staatspolizei die Möglichkeit hat, diese Leute in Haft zu nehmen und eine einwandfreie Klärung der Angelegenheit durchzuführen.