Die Gestapo Potsdam berichtet
Die Gestapostelle für den Regierungsbezirk Potsdam erstattet ihren (undatierten) „Lagebericht“ für Februar 1935:
Die jüdischen Geschäfte und Warenhäuser haben nach wie vor großen Zulauf. Amtswalter in Parteiuniform im Warenhaus sind kein ungewohntes Bild. Die kleineren Geschäftsleute können in Auswahl und Preisgestaltung nicht konkurrieren und werden vom Publikum vielfach gemieden, weil bei ihnen die unverbindliche Besichtigung und Prüfung der Kaufsache sich nicht so zwanglos durchführen läßt. Hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit des Einzelhandels bleibt durch Organisierung gemeinschaftlichen genossenschaftlichen Großeinkaufs noch viel zu erreichen.
Als Anzeichen dafür, daß das Judentum sich wieder sicherer fühlt, kann es angesprochen werden, daß in einem Warenhaus jetzt wieder hinter dem Ladentisch ein jüdischer Abteilungsleiter aufgetaucht ist, während es diese bisher vermieden haben, sich dem Publikum zu zeigen.
In Prenzlau wurde in der Synagoge ein zionistischer Vortrag gehalten. Der Redner sprach über das in Palästina von Juden bewohnte Gebiet. Er schildert die Bearbeitung des dortigen Bodens und sagte, daß bereits viele deutsche Juden dort ihre neue Heimat gefunden hätten. Der Zweck des Vortrages war, die Zuhörer für die Ansiedlung in Palästina zu interessieren. Trotzdem ist bei den Juden die Tendenz zur Auswanderung bedauerlich gering.