Menü
Chronik und Quellen
1935
Januar 1935

Bericht aus Bad Neustadt

Am 23. Januar 1935 verfasster Bericht der Gendarmerie Bad Neustadt für den Januar:

In letzter Zeit wurde wiederholt Klage über den Landwirtsohn Richard Griebel von Neustadt a/Saale geführt, der dem SA -Sturm 21/18 in Neustadt a/S. als Truppführer angehört. Griebel wurde beschuldigt, daß er weißblaue Fahnen, welche aus Anlaß der Anwesenheit des Bischofes von Würzburg von hiesigen Bürgern im Juni 1934 gehißt worden sind, herunter gerissen und beschädigt hat. Der bestimmte Nachweis, daß sich Griebel an dieser Tat beteiligt hat, konnte nicht erbracht werden.

Am Sonntag den 23.12.34 hat Griebel die Frau des Kaufmanns Hans Schmitt in Neustadt a/Saale auf der Hauptstraße dahier angerempelt, weil dieselbe den Gruß des jüdischen Kaufmanns Friedmann dahier erwidert hatte.

Die jüdische Kaufmannsfrau Thea Eisenmann in Neustadt a/Saale hat Griebel am gleichen Tage in derselben Weise behandelt.

Ein Fahrradständer, den der jüdische Kaufmann Alfred Stern in Neustadt a/Saale vor seinem Geschäft aufgestellt hatte, hat Griebel am gen. Tage in den Laden des Stern geworfen.

Mehreren den landwirtschaftlichen Kreisen angehörende Personen hat Griebel an diesem Tag Vorhalt gemacht, weil sie bei dem jüdischen Kaufmann Klein in Neustadt a/Saale eingekauft hatten.

 

Am 27. Januar lässt das Bezirksamt Bad Neustadt folgenden „Lagebericht für Januar 1935“ folgen:

Die Juden verhalten sich überall im Bezirk sehr zurückhaltend und geben zu keinerlei Klagen Anlaß. Dagegen hat SA -Truppführer Griebel in Neustadt a.d. Saale die Frau eines hiesigen christlichen Kaufmannes angerempelt, weil diese den Gruß eines jüdischen Kaufmannes erwidert hatte. In ähnlicher Weise ist dieser am gleichen Tage gegen eine jüdische Kaufmannsfrau vorgegangen; einen Fahrradständer, den ein jüdischer Kaufmann vor seinem Geschäft aufgestellt hatte, hat Griebel in dessen Laden geworfen

Baum wird geladen...