Bericht aus Würzburg
Am 8. Februar 1935 erstattete der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg folgenden „Lagebericht“ für Januar 1935:
In Würzburg und Schweinfurt ist ein Zusammenschließen der Juden in kleinen Zirkeln, wie Frontkämpferbund , Turn und Sportvereine und Klubs, wahrzunehmen. Die Überwachung dieser Klubs, die nur aus Juden bestehen, ist dadurch erschwert, daß unter der Judenschaft selbst Vertrauensleute nicht gewonnen werden können. Es kommen immer wieder nicht zu billigende Ausschreitungen gegen Juden vor. Es wurden von der Straße aus gegen die Wohnung des Kurhausbesitzers Nathan Bretzfelder in Bad Kissingen 2 Schüsse abgegeben. Die Schüsse gingen durch die Doppelfenster und den Rolladen und durchschlugen ein Bild auf der gegenüberliegenden Wand.
In dem Zimmer befanden sich zu dieser Zeit Bretzfelder mit Frau, der israelitische Religionslehrer Steinberger und Frau und der Schwiegersohn des Bretzfelder mit Frau. Der Täter konnte bis jetzt nicht ermittelt werden. In Alzenau wurde in der Nacht v. 18./19.1.35 bei 5 jüdischen Familien die Fensterscheiben eingeworfen.