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Chronik und Quellen
1935
Januar 1935

Bericht aus Ansbach

Am 9. Februar 1935 erstattete der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken in Ansbach folgenden „Lagebericht“ für Dezember 1934 und Januar 1935:

Während des Weihnachtsverkaufes wurde verschiedentlich (Lichtenfels, Coburg, Nürnberg und Umg.) versucht, den Einkauf bei jüdischen Geschäften hintanzuhalten; soweit als möglich wurde hiegegen im Sinne der ergangenen Anordnungen über den Juden Boykott behördlich eingeschritten.

Am 13.1. fand in Bamberg die Landestagung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten bei Anwesenheit von etwa 40 Delegierten aus Bayern statt. Nach der Eröffnung durch den Landesvorsitzenden Dr. Leo Landenberger aus Nürnberg sprach der Bundesleiter Dr. Löwenstein , Berlin, der u.a. erklärte, für die deutsch jüdischen Frontsoldaten gelte als Wahlspruch der Ausspruch des Mütterleins vom Saargebiet: ''Ich bin deutsch geboren und will deutsch sterben''. Er hoffe, daß die Abstimmung im Saargebiet eine überwältigende Mehrheit für Deutschland ergebe; die deutsch jüdischen Frontsoldaten des Saargebiets würden nach einer Erklärung ihres Vorsitzenden Weinberg geschlossen für eine Rückkehr zu Deutschland stimmen. Der deutsch jüdische Frontsoldat kenne kein anderes Vaterland als Deutschland, für das er gekämpft und geblutet habe. Wenn die deutschen Juden in der letzten Zeit auch vielfach in ihren Rechten beschnitten worden seien, so werde der deutsch jüdische Frontsoldat trotz alledem für sein deutsches Vaterland eintreten. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Frontkämpfer der Welt für ein Einverständnis unter den Völkern wirken, sei der deutsch jüdische Frontsoldat berufen, für einen ehrlich friedlichen Ausgleich seiner deutschen Glaubensgenossen im neuen Deutschland zu arbeiten. Er habe die feste Hoffnung, daß dieses Ziel auch erreicht wird. In der Nachmittagssitzung wurden in der Hauptsache sportliche Angelegenheiten und das Verhältnis zur deutsch jüdischen Jugend behandelt. Hierbei wurde allgemein zum Ausdruck gebracht, daß die deutsch jüdische Jugend im Geiste und im Sinne des Bundes jüdischer Frontsoldaten erzogen werden müsse; auch hier sei nach dem Wahlspruch zu handeln, daß Deutschland das Vaterland sei für Kinder und Kindeskinder. Der Zionismus wurde abgelehnt; wer jedoch glaube in Palästina eine neue Heimat zu finden, dem solle nichts in den Weg gelegt werden. Über die jüdische Sportbewegung wurde angeführt, daß die Bestimmungen des Landessportführers teilweise von denen des Reichssportführers abweichen.

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