Die Gestapo Lüneburg berichtet:
Am 28. Januar 1935 erstattete die Gestapo Lüneburg folgenden „Tagesbericht“:
In Harburg Wilhelmsburg veranstaltete die zionistische Ortsgruppe zusammen mit der hiesigen Sportgruppe Makkabi einen Vortragabend, auf dem Dr. Hans Friedländer aus Berlin über das Thema: ''Seelische und geistige Wiedergeburt'' (Aufgaben des deutschen Judentums) sprach. Seine ganzen Ausführungen waren darauf abgestellt seinen Zuhörern den Gedanken der jüdischen Volksgemeinschaft nahezubringen. Unter anderem führte er aus, daß nur der Zusammenschluß aller Juden in der Zionistischen Gemeinschaft die Gewähr dafür biete, daß endlich einmal die Zeit kommen werde, in welcher das Volk der Juden vom Objekt zum Subjekt der Geschichte sich aufraffen könne. Hierzu sei vor allen Dingen erforderlich, daß es die Ereignisse der letzten zwei Jahre in ihrer ganzen Tragweite begreifen lerne und sich nicht aus Bequemlichkeit und Leichtfertigkeit darüber hinwegsetze, in der Hoffnung, daß sich mit der Zeit schon alles einrenken werde. Der Redner streifte dann noch kurz das Problem der Unterbringung der in diesem Jahr zur Entlassung kommenden jüdischen Schuljugend und wies darauf hin, daß keine Aussicht besteht, alle unterzubringen. Die einzige Möglichkeit einen großen Teil dieser Jugend unterzubringen, bestehe in der Auswanderung nach Palästina . Im letzten Jahre seien ca. 50.000 Juden aus Deutschland allein ungefähr 10.000 nach Palästina ausgewandert, die sich alle eine Existenz dort gegründet haben, und noch sei das Aufnahmevermögen dieses Landes bei weitem nicht erschöpft.
Im Anschluß an die Ausführungen des Redners sang eine Jugendgruppe des Sportklubs Makkabi einige Lieder in hebräischer Sprache, die zum Teil von Anwesenden stehend mitgesungen wurden.
Zu irgendwelchen Beanstandungen lag kein Anlaß vor.