Menü
Chronik und Quellen
1935
Januar 1935

Der Polizeipräsident Breslau berichtet

Am 25. Januar 1935 erstattete der Polizeipräsident Breslau folgenden Bericht für Dezember 1934 und Januar 1935:

Besondere Vorkommnisse sind hierzu nicht zu melden. Antisemitische Klebezettel wurden vereinzelt im Stadtbezirk aufgefunden und als Zettelkleber Mitglieder der NS-Hago oder des Jungvolks festgestellt. Die NS-Hago hatte ihr Material aus Nürnberg bezogen. Es waren ca. 30 cm lange, mit Zeichnungen versehene Zettel, die in reichlich kitschiger Form auf den schlechten Einkauf beim Juden und den zufriedenstellenden beim christlichen Kaufmann hinwiesen. Das Jungvolk klebte Zettel folgenden Inhalts:

''Weg mit den Juden und Judenknechten, Jungvolk wollt ihr noch weiter Schulter an Schulter mit den Juden kämpfen?''

''Beweise, daß du Deutscher bist, meide die Freundschaft - der Juden!''

In den außerhalb des Stadtkreises liegenden Vorortsgemeinden Klettendorf, Brockau, Radwitz und Sägewitz sind an den Ausfallstraßen neue Holztafeln in der üblichen Größe, wie sie die Gemeinden als Verbotstafeln verwenden, mit antisemitischen Sprüchen aufgestellt. Die hiesige Stapostelle habe ich hiervon unterrichtet. Den Wortlaut der antisemitischen Verse füge ich dem Berichte bei.

Eine bedauerliche Erscheinung in Breslau ist, daß eine wesentliche Zurückhaltung der Bevölkerung beim Einkauf gegenüber den zahlreichen jüdischen Geschäften leider nicht festgestellt werden kann. Der jüdische Geschäftsmann ist lange ortsansässig und kann zu seiner Kundschaft zum großen Teil auf die zum Einkauf nach Breslau fahrende Landbevölkerung rechnen.

Baum wird geladen...