Die Gestapo Bremen berichtet:
Die Gestapo Bremen erstattete für Januar 1935 folgenden (undatierten) Bericht:
Die Zionistische Ortsgruppe Bremen veranstaltete am 6.1.1935 zwei Vorträge. Als Referent war der Rabbiner Dr. Prinz - Berlin verpflichtet. Der Vortrag in der ''Glocke'' war von ca. 250 Juden aus Bremen, Oldenburg, Emden, Aurich und Bremerhaven besucht. Dr. Prinz sprach über das Thema ''Ghetto, Emanzipation, neue Zeit''. Ausgehend von den Judenverfolgungen bis zur Jetztzeit brachte er zum Ausdruck, daß kein Volk so zerrissen sei, wie das jüdische Volk. Es sei an der Zeit, einen nationalen jüdischen Staat zu schaffen. Judenverfolgungen habe es immer gegeben und würde es auch weiterhin geben. Die Ansiedlung der Juden in Palästina sei die einzige Möglichkeit, diesen Zustand zu beseitigen. Es müsse aber ein neuer jüdischer Typus geschaffen werden. Dieses könne nur dadurch geschehen, daß man den Juden mit dem Boden verbinde, den er selbst zu bewirtschaften habe. Er habe diesen Standpunkt schon immer vertreten. Man solle nicht annehmen, daß dies erst eine Folgerung des Jahres 1933 sei. Die Ansiedlung in Palästina müsse von den Juden der ganzen Welt unterstützt werden. Härteste Arbeit und größte Pflichterfüllung könnten aber nur zum Ziele führen. Er selbst habe Gelegenheit gehabt, das Aufbauwerk in Palästina in Augenschein zu nehmen, und er habe erkannt, was es bedeute, als Jude geboren zu sein. Er schätze sich glücklich, dieser Rasse anzugehören und an dem Aufbauwerk zur Schaffung eines nationalen jüdischen Staates mitarbeiten zu können.
Vor 50 geladenen Gästen sprach er dann in seinem zweiten Vortrag über aktuelle Fragen des jüdischen Aufbauwerks in Palästina. Er behandelte in seinem Vortrag die Möglichkeit der Ansiedlung, ihre Vorteile und ihre Gefahren. Die gesamten Ausführungen des Referenten gaben zu Beanstandungen keinen Anlaß.