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Chronik und Quellen
1938
November 1938

Bericht über Erlebnisse im Gefängnis

Rabbiner Josef Horovitz, Scheveningen, früher Frankfurt am Main, berichtet über seine Erlebnisse während des Pogroms und seine im Gefängnis erlittene Verletzung:

Amsterdam, 24. November 1938 Der Frankfurter Rabbiner Horovitz von der Israelitischen Religionsgesellschaft wurde am Sonnabend, dem 12. November, aus dem Krankenhaus, wohin er sich wegen eines Magenleidens am Tage zuvor begeben hatte, heraus verhaftet und acht Tage in Frankfurt in Polizeihaft gehalten.

Am ersten Tage wurde er wiederholt verhört und unter wiederholten Todesandrohungen zu verschiedenen Auskünften über den Aufbewahrungsort der Silbergeräte etc. aufgefordert, worüber er aber keine Auskunft geben konnte, da die Verwaltungsangelegenheiten der Synagoge nicht zu seinen Obliegenheiten gehören. Er wurde in diesem Zusammenhang in der Nacht vom 12. zum 13. November persönlich in das Synagogengebäude geführt, um dort Auskunft zu geben. (Von diesem Vorgang rührt wohl die fälschliche Meldung her, dass ein Rabbiner in die brennende Synagoge gestürzt wurde, denn zu dieser Zeit schwelte noch Feuer in den Räumen.) Man wollte ihn auch der Brandstiftung an der Synagoge verdächtigen, jedoch konnte er glaubhaft machen, dass er krankheitshalber in den fraglichen Tagen die Synagoge nicht besucht hatte.

Man hat ihm bei der Einlieferung ins Gefängnis den Bart gestutzt und ihn dabei mit einem Rasiermesser ernstlich verletzt, sodass die Wunde vom Gefängnisarzt genäht wurde. Die Verletzung ist dann während der Haft ziemlich ausgeheilt. Es wurde ihm nachträglich durch den tschechoslowakischen Konsul schriftlich bestätigt, dass er während der Inhaftierung geschoren wurde und deshalb sein Aussehen nicht mehr mit dem Passbild übereinstimmt.

(Bericht empfangen von Rabbiner Horovitz von einem aus Buchenwald Entlassenen)

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