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Chronik und Quellen
1938
Dezember 1938

Bericht aus Duisburg-Hamborn

Ende Dezember 1938 berichtet Heinz W. Nassau, Bussum über die Misshandlung einer Familie in Duisburg-Hamborn, die Erlebnisse von Essenern im Konzentrationslager Dachau und die Verletzungen von nach Amsterdam Geflüchteten, unter anderem aus Dortmund:

In Duisburg-Hamborn hat die SA in Verlauf der Aktion am 10. November 1938 abends eine jüdische Familie-Mann, Frau und zwei Kinder - in ihrer Wohnung misshandelt. Bei den Kindern war das Mädchen zwölf und der Junge 15 Jahre alt. Die Wohnungseinrichtung wurde zerstört. Die Familie wagte längere Zeit nicht mehr, ihre Wohnung zu betreten. Das war auch richtig, denn die SA kam am nächsten Tag wieder mit Beilen an. Als ein arischer Nachbar versicherte, dass niemand zuhause sei, erklärten sie: „Dann dürfen wir die Wohnung nicht aufbrechen“, und zogen wieder ab. Vater und Sohn befinden sich inzwischen im Ausland.

Aus Essen befinden sich u. a. noch im Konzentrationslager Dachau ein Herr von 68 Jahren und ein Junge von 16-17 Jahren. Zwei aus Dachau Entlassene (Auswanderungspapiere) liegen schwer krank. Die Essener brauchten oder durften in Dachau nicht arbeiten. Sie mussten jedoch von morgens 5 bis abends 7 Uhr auf dem Hof stehen, bekleidet nur mit dem dünnen Drillichanzug ohne Unterwäsche. Dabei sank die Temperatur in der letzten Woche bereits auf-8 Grad Celsius. Waschgelegenheit kaum und dann in vollkommen unzureichender Weise vorhanden. Besonders schlimm wird die Behandlung der Wiener und Pfälzer Juden geschildert.

In Amsterdam befindet sich ein ehemaliger Dortmunder, der zusammen mit seinem Schwager mit Salzsäure „behandelt“ worden ist. Die Wunden sind noch zu sehen. In diesem Fall hatte die Dortmunder Polizei ein Ersuchen um Schutzhaft abgelehnt.

Der Rücken eines aus dem Lager Buchenwald Entlassenen, der sich augenblicklich in Amsterdam aufhält, bildet eine einzige Narbe.

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