Bericht über Pogrom in Berlin
Bericht über die Zerstörung von Geschäften und Plünderungen im Berliner Konfektionsviertel:
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Geschäftszerstörungen nach seit langem vorbereiteten, zur Zeit der Zerstörungen am 10. November bereits veralteten Listen vorgenommen wurden. Meine Firma im Konfektionsviertel in Berlin war bereits so weit in der Arisierung, dass der neue Eigentümer mit seinen Handwerkern anwesend war, als die Zerstörungskolonne erschien. Es war am Nachmittag des 10. November; nur mit Mühe waren die Eindringlinge davon zu überzeugen, dass das Geschäft gar nicht mehr in jüdischen Händen [war], sodass sie schließlich ihre Absicht aufgaben. Desto heftiger hausten sie in den Räumen der unter uns befindlichen Konfektionsfirma. Es wurde alles vernichtet und auf die Straße geworfen, Schreibmaschinen, Tische, Modepuppen usw. Auch die Ware landete auf der Straße, ebenso die aus den Ordnern gerissenen Rechnungen und Briefe.
Von der bekannten Kinderkonfektionsfirma Arnold Müller, Leipzigerstraße Ecke Charlottenstraße, fanden sich Schriftstücke am nächsten Tage in der ganzen Charlottenstraße bis zum Bahnhof Friedrichstraße hinauf.
Entgegen den offiziellen Behauptungen muss enorm viel gestohlen worden sein, denn von der ganzen auf die Straße geworfenen Ware fand sich am nächsten Tage kein Stück mehr.