Bericht aus Fulda
Der Oberbürgermeister und der Landrat von Fulda erstattet am 27. Dezember 1934 folgende Berichte für November/Dezember 1934:
In den letzen Wochen macht sich erneut ein scharfer Druck gegen die Juden bemerkbar, welcher sich in Anrempelungen von Juden und Zertrümmern von Fensterscheiben an der Israelitischen Elementarschule, Synagoge und an verschiedenen Privathäusern äußerte. Die Täter sind unter den jugendlichen Angehörigen der nationalen Verbände zu suchen. Die Staatspolizeistelle in Kassel wurde in jedem Falle verständigt.
Es sind hier 231 Ausländer wohnhaft, die sich größtenteils aus polnischen Staatsangehörigen, insbesondere Juden, zusammensetzen.
Es ist auch in den letzten Monaten wiederholt zu Ausschreitungen gegen jüdische Einwohner gekommen. In Wüstensachsen und Tann wurden einige Male Fensterscheiben an den Häusern jüdischer Einwohner eingeworfen und ähnlicher Unfug verübt. In einem Falle konnte der Täter ermittelt und der Staatsanwaltschaft angezeigt werden. In den übrigen Fällen sind die Ermittlungen bisher ergebnislos verlaufen, hauptsächlich auch deswegen, weil sich die Juden in der Regel weigern, die Täter zu benennen, selbst dann nicht, wenn sie sie bestimmt erkannt haben.