Bericht aus Dresden
Der Polizeipräsident Dresden erstattet am 13. Dezember 1934 folgenden Wochenbericht:
Während der Berichtswoche war die jüdische Vereinstätigkeit besonders lebhaft. Folgende Veranstaltungen haben stattgefunden:
a) Am 4.12.1934 veranstaltete der Israelitische Kinderhort Dresden anläßlich der Chanukkah Feier in den Räumen der Fraternitasloge eine Kinderaufführung, an der sich etwa 60 Kinder und 100 Erwachsene beteiligten.
b) Am 5.12.1934 veranstaltete die jüdische Künstlerhilfe Dresden ihren 5. Kunstabend zu Gunsten abgebauter jüdischer Künstler im großen Saale der Kaufmannschaft, an der sich 450 Personen beteiligten. Die Leitung hatte Dr. Saalheimer. Der Schauspieler Otto Bernstein, am 13.11.1887 in Posen geboren, in Dresden, Friedrich August Platz 9 wohnhaft, las aus der dramatischen Dichtung ''Jeremias'' vor.
c) Am 6.12.1934 hielt der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens e.V. im Harmoniesaale, Landhausstr. 11, mit ca. 300 Personen unter der Leitung seines Vorsitzenden Rudolf Apt , in Dresden, Gabelsbergerstr. 22 wohnhaft, eine Mitgliederversammlung ab. Ein Dr. Alfred Hirschberg aus Berlin sprach über das Thema ''Idee und Arbeit im deutschen Judentum''.
d) Am 8.12.1934 hielt der Schwesternbund der Fraternitasloge zu Dresden in den Logenräumen Moritzstraße 1 b mit etwa 130 Personen beiderlei Geschlechts im Rahmen der Chanukkah Feier einen Gesellschaftsabend ab. Bei dieser Gelegenheit hielt der Rabbiner Dr. Wolf eine kurze religiöse Ansprache.
e) Am 9.12.1934 sprach anläßlich eines Vortragsabends der Zionistischen Ortsgruppe Dresden im Harmoniesaale, Landhausstr. 11 ein Dr. Michael Traub, in Berlin, Meinekestr. 10 wohnhaft, vor ca. 300 Personen über das Thema ''Asyl oder nationale Heimstätte''. Bei dieser Gelegenheit wurde auch bekannt, daß der bisherige Vorsitzende der Zionistischen Ortsgruppe in Dresden, der Ingenieur Joseph Tschernoff, in Dresden, Beilstr. 23 wohnhaft, nunmehr in wenigen Tagen nach Palästina verzieht. Seine Geschäfte als Vorsitzender [über]nimmt bis etwa zum Frühjahr 1935, zu welchem Zeitpunkt vermutlich ein neuer Vorsitzender eingesetzt wird, hilfsweise der Kaufmann Hermann Schocken in Dresden, Paradiesstr. 4 wohnhaft.
Bei allen diesen Veranstaltungen lag ein Anlaß zu Beanstandungen nicht vor.
Über die beiden Vortragsveranstaltungen der Ortsgruppe Dresden des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und der Zionistischen Ortsgruppe Dresden , die je von etwa 300 Personen besucht waren, wird wegen der grundsätzlichen Ausführungen, die dabei gemacht worden sind, noch Sonderbericht erstattet werden.