Bericht aus Brilon
Der Landrat des Kreises Brilon berichtet am 27. November 1934 für November:
Die Stimmung in der Bevölkerung, welche im allgemeinen als zufriedenstellend bezeichnet werden kann, ist in etwa durch einige Vorkommnisse auf dem Novembermarkt in N. Marsberg und auf dem Martinsmarkte in Brilon getrübt worden. Nachdem die jüdischen Viehhändler von den Viehmärkten ferngehalten waren, glaubte man, daß keinerlei Übergriffe stattfinden würden. Auf dem Markte in N. Marsberg belästigten unter Führung eines SS Obersturmführers etwa 10 bis 15 SA [handschriftl. korrigiert: SS] Männer in Zivil das kaufende Publikum in jüdischen Geschäften und gingen gegen einige Käufer auf der Straße tätlich vor. Ebenso wurde gelegentlich des Viehmarktes in Brilon ein Mann aus der Nachbarschaft, welcher bei einem jüdischen Geschäftsinhaber angeblich eine Bestellung gemacht hatte, vor dem jüdischen Hause von SA Leuten belästigt. Der letztere Fall soll bei der Staatsanwaltschaft in Arnsberg anhängig gemacht sein. Desgleichen wird in der Stadt Brilon das Vorgehen gegen jüdische Einwohner, denen man von Zeit zu Zeit die Fensterscheiben einwirft, von einem großen Teil der Bevölkerung mißbilligt. Es müßte darauf hingewirkt werden, daß die Bevölkerung aufgeklärt würde, wie sie sich gegenüber dem Judentum zu verhalten habe.