Der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg berichtet
Der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg berichtet am 5. Dezember 1934 aus Würzburg über November:
Auf politischem Gebiete verhalten sich die Juden im allgemeinen zurückhaltend; auf wirtschaftlichem Gebiete haben sie es verstanden, ihre Lage zu verbessern.
Wegen staatsfeindlicher Einstellung gemeingefährlicher Betätigung auf sittlichem Gebiet mußte der Jude [N.N.] in Würzburg in Schutzhaft genommen werden. Auf Grund der bisherigen Erhebungen steht fest, daß [N.N.] in ganz Deutschland und beinahe in jeder Stadt verschiedene Lustknaben sitzen hatte, die er regelmäßig besuchte und die sich zum größten Teil aus Angehörigen der Reichswehr und der Landespolizei, aber auch der SA und HJ zusammensetzen. Er war Besitzer einer sehr umfangreichen erotischen Bibliothek, die er, wie aus Briefen hervorgeht, BDM -Mädchen zum Studium anbot. Auch seine umfangreiche kommunistische Bibliothek empfahl er diesen jungen Mädchen, um sie auf diese Weise sowohl weltanschaulich wie auch sittlich zu verderben. [N.N.] ist Schweizer Staatsangehöriger, sodaß nach Abschluß des Verfahrens seine Reichsverweisung veranlaßt wird.