Bericht aus Aurich
Am 31. Juli 1934 erstattet der Landrat von Aurich folgenden Bericht zur „Politischen Lage“:
Juden und Freimaurer
In der letzten Zeit treten die jüdischen Verbände aus ihrer bisherigen Zurückhaltung heraus. So fand in Aurich am 1. Juli eine Versammlung des jüdischen Jugendbundes statt, auf der eine Rednerin aus Hamburg, Senta Meyer, über ''Wege zur Gemeinschaft'' sprach und hier insbesondere darauf hinwies, daß schwere Zeiten immer dazu beigetragen haben, die Juden zu einem engen Zusammenschluß zwecks Erhaltung des Judentums zu veranlassen. Vor allem seien die luxuriöse Lebensweise vieler Juden und ihr Mangel an Gemeinschaftssinn zu tadeln. Es müsse wieder das Verständnis für die Erhaltung reinen Judentums geweckt und wachgehalten werden. In einer Versammlung der zionistischen Vereinigung in Aurich am 15.7.1934 sprachen zwei Redner, aus Bremen Dr. Marx und aus Hamburg Cohen, über das Wirken von zwei bedeutenden Juden, von denen der eine die jetzige Zeit prophetisch vorausgesehen hätte. Der eine Redner beschäftigte sich in seinen Ausführungen mit der Frage, wie der Verfall des Judentums, der Geburtenrückgang und die eingetretene Vergreisung aufgehalten werden könnten. Er schlug eine allgemeine Berufsumschichtung und vor allem Auswanderung nach Palästina vor. Alle Maßnahmen aber müßten der Schaffung einer neuen sicheren Heimat für die Juden und der Erhaltung des Judentums dienen.