Lebensbedingungen der Sinti- und Roma-Kinder
Über die Lebensumstände der Kinder nach Auschwitz deportierten Sinti- und Roma-Kinder berichtete die Häftlingsärztin Lucie Adelsberger:
Die Kinder waren wie die Erwachsenen nur noch Haut und Knochen ohne Muskeln und Fett, und dünne, pergamentartige Haut scheuerte sich über den harten Kanten des Skeletts überall durch. (...) Aber die Not dieser Würmer schnitt noch mehr ins Herz. Vielleicht, weil die Gesichter alles Kindliche eingebüßt hatten und mit greisenhaften Zügen aus hohlen Augen guckten. (...) Krätze bedeckte den unterernährten Körper von oben bis unten und entzog ihm die letzte Kraft. Der Mund war von Noma-Geschwüren zerfressen, die sich in die Tiefe bohrten, die Kiefer aushöhlten und krebsartig die Wangen durchlöcherten. (...) Vor Hunger und Durst, Kälte und Schmerzen kamen die Kinder auch nachts nicht zur Ruhe. Ihr Stöhnen schwoll orkanartig an und hallte im ganzen Block wider.
Die Auschwitz-Überlebende Luise Bäcker, die als Jugendliche deportiert wurde, berichtete:
Am 13. März 1943 kamen wir hier in Auschwitz an. Auf dem Transport aus Deutschland waren 713 Mädchen und Frauen und 640 Jungen und Männer. (...) Hier wurde mir die Nummer Z-2800 in den Arm tätowiert. Diese Nummer begleitet mich bis heute. Mit 12 Jahren kam ich in dieses unfassbare Grauen. Ich erlebte die Misshandlungen durch die SS-Scher-gen. Ich sah jeden Tag viele tote Menschen. Hier herrschten fürchterlichste Lebensbedingungen. Ich erkrankte wegen der katastrophalen sanitären Verhältnisse an Typhus und Fleckfieber. Wir Häftlinge bekamen kaum etwas zum Essen, diesen ständigen Hunger werde ich nie vergessen. (...) Über zwei Jahr lebte ich als junges Mädchen mit dieser furchtbaren ständigen Todesangst.