Bericht aus Kassel
Am 9. August 1934 gibt der Oberpräsident Provinz Hessen-Nassau folgenden Bericht für Juli 1934 ab:
Juden, Freimaurer
Während im Regierungsbezirk Wiesbaden die Judenfrage kaum eine besondere Rolle spielt, kommt ihr im kurhessischen Gebiet eine ganz erhebliche Bedeutung zu. Politisch verhalten sich die Juden, ebenso wie in Wiesbaden, so auch hier, zurückhaltend. Demgegenüber haben sie auf gewissen wirtschaftlichen Gebieten im Regierungsbezirk Kassel wieder wie in früheren Jahren eine erstaunliche Regsamkeit entwickelt, deren Erfolg immer mehr in Stadt und Land offensichtlich zutage tritt. So ist es insbesondere der Viehhandel , den sie so gut wie völlig beherrschen. Wie die Staatspolizeistelle festgestellt hat und auch von der Landesbürgerschaft bestätigt wird, ist der jüdische Einfluß im Viehhandel, z.B. in Frankfurt a. M. nicht annähernd so groß wie in Kassel und Kurhessen. Wenn auch von Seiten der Bauernführer oft hiergegen Front gemacht worden ist, so hat ihr Vorgehen bisher doch keinen genügenden Erfolg zeigen können, weil die Viehverwertungs Genossenschaften sich der jüdischen Konkurrenz noch nicht gewachsen gezeigt haben. Es wird hier einer nicht zu unterschätzenden zähen und konsequenten Arbeit bedürfen, um die Juden aus ihrer mit großer Geschicklichkeit behaupteten Stellung nach und nach zu verdrängen.