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Chronik und Quellen
1934
März 1934

Bericht aus Ansbach

Am 6. April 1934 erstattet der Regierungspräsident Ober- und Mittelfranken in Ansbach seinen Bericht für die zweite Märzhälfte:

Allgemeine politische Lage

Im ganzen Regierungsbezirk herrschte mit Ausnahme einiger unbedeutender Zwischenfälle Ruhe und Ordnung. Nur in Gunzenhausen kam es in der Nacht vom 25. auf 26. März zu den bekannten schlimmen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung, über die eingehende Sonderberichte erstattet wurden. Solange hier kein Wechsel in der Person des Sonderbeauftragten beim Bezirksamt eintritt, ist keine Gewähr dafür gegeben, daß sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

Die auf Veranlassung der Kreisleitung in mittelfränkischen Gemeinden mit Aufklärungsversammlungen, Plakaten usw. durchgeführte Propagandawelle zur Bekämpfung des Judentums hat den erfreulichen Erfolg gehabt, daß sich die Bevölkerung mehr und mehr von jüdischen Geschäften abwendet. Jedoch stößt die erstrebte Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben hauptsächlich bei der Landwirtschaft deshalb auf Schwierigkeiten, weil noch kein ausreichender Ersatz auf dem Gebiet des Viehhandels besteht, zumal behauptet wird, daß bei Inanspruchnahme der genossenschaftlichen Viehverwertung erhebliche Mindererlöse gegenüber dem freien Verkauf erzielt werden. Auch die Geschäftsleute klagen vielfach darüber, daß sich der Bezug von vielen Waren und Rohstoffen durch christliche Firmen noch nicht ermöglichen läßt. Auf der anderen Seite zeigt diese Art der Bekämpfung des Judentums die bedenkliche Folge, daß in zahlreichen Fällen nachweisbar jüdische Firmen nennenswerte Lieferaufträge in Orten, in denen die Plakate gegen die Juden angeschlagen waren, zurückgezogen haben. [...]

Wirtschaftliche Verhältnisse

Landwirtschaft [...]

Der Stadtrat Dinkelsbühl berichtet: ''Der Kampf gegen das Judentum würde auch beim Bauern noch mehr Widerhall finden, wenn die Schaffung eines Ersatzes für den jüdischen Viehhandel beschleunigt würde. Der verschärfte Kampf in Franken wirkt sich in der Übergangszeit in einem Grenzgebiet wie Dinkelsbühl dahin aus, daß die benachbarten Viehmärkte (in Nördlingen etc.) infolge Abwanderung der jüdischen Händler dorthin besseren Umsatz erzielen''.

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