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Chronik und Quellen
1934
März 1934

Bericht aus Würzburg

Am 20. März 1934 erstattet der Regierungspräsident Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg seinen Bericht für die erste Märzhälfte:

Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Gauleitung der NS-Hago in der Zeit vom 23.3.-7.4. in Unterfranken eine großzügige Propaganda für den gewerblichen Mittelstand durchzuführen. Die Aktion soll am 21.3. mit einer Massenversammlung eingeleitet werden. Später sollen Sprechchöre eingesetzt und Transparente verwendet werden; letztere werden jedoch nur rein deutschen, also nicht auch ''gleichgeschalteten'' Geschäften zur Verfügung gestellt. Der Kampf gilt selbstverständlich dem Juden, wenn aus bestimmten Gründen angeblich auch alles vermieden werden wird, was äußerlich darauf hinweisen könnte; außerdem soll gegen die Warenhäuser und sonstigen Großbetriebe Stellung genommen werden.

Daß damit das Gerücht vom ''Judenboykott'' wieder neue Nahrung erhält, ist unschwer vorauszusehen. Es ist auch mit Bestimmtheit mit zahlreichen Vorstellungen zu rechnen, wobei die Beschwerdeführer das Vorgehen der NS-Hago als unzulässigen ''Eingriff in die Wirtschaft'' bezeichnen werden. Da nicht bekannt war, ob es sich um eine örtliche oder im ganzen Reich zur Durchführung gelangende Maßnahme handele, wurde mit der Gauamtsleitung der NS-Hago Fühlung genommen. Dort wurde erklärt, daß die Aktion im Willen des Führer läge, daß das Reichspropagandaministerium einverstanden sei und daß die zur Verwendung kommenden Transparente vorgeschrieben seien. Über den Zeitpunkt der Aktion ist man im Hinblick auf die z.Zt. mit Frankreich schwebenden Wirtschaftsverhandlungen allgemein einigermaßen erstaunt.

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