Bericht aus Aurich
Am 12. März 1934 erstattet die Gestapo des Regierungsbezirks Aurich folgenden Bericht über die „Deutsche Ariergesetzgebung“:
Die jüdischen Organisationen haben sich im hiesigen Bezirk kaum bemerkbar gemacht. Nur an einigen Orten finden in Abständen von 3-4 Wochen Versammlungen des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten statt.
In diesen Versammlungen sind vornehmlich Fragen der Ansiedlung von erwerbslosen Juden und Unterbringung von Jugendlichen in Lehrstellen der Handwerksbetriebe und der Landwirtschaft erörtert worden. Hierbei wurde immer wieder von den Rednern betont, daß die Juden heute bestrebt sein müßten, solche Berufe zu wählen, in denen wirklich körperliche Arbeiten geleistet werden müßten. Dieses sei erforderlich, um im heutigen Deutschland bleiben und leben zu können.
Allgemein stehen die Juden auf dem Standpunkt, daß eine Auswanderung für sie keine Vorteile biete. Sie sind der Auffassung, daß es dem Juden auch wieder besser gehen werde, wenn der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands so weiter fortschreite, wie im vergangenen Jahre. Diese Auffassung kommt auch in allen Versammlungen zum Ausdruck.
Eine offene Betätigung auf wirtschaftlichem, politischem und kulturellem Gebiete ist bisher nicht festgestellt worden.
Die Zahl der hier sehr zerstreut wohnenden Juden ist außerordentlich gering. Beruflich sind diese durchweg als Viehhändler oder kleine Gewerbetreibende tätig.