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Chronik und Quellen
1945
Mai 1945

Aufruf an die Gefangenen

Aufruf der Mitglieder des Ältestenrats der Juden vom 6. Mai 1945 an die Gefangenen nach der Befreiung von Theresienstadt:

Männer und Frauen von Theresienstadt!

Das Internationale Komite des Roten Kreuzes hat den Schutz von Theresienstadt übernommen. Dem Vertreter dieses Komites, Herrn Dunant, steht die Führung von Theresienstadt zu. Er hat die unterschriebenen Mitglieder des bisherigen Ältestenrates mit der Leitung der Selbstverwaltung betraut.

In Theresienstadt seid Ihr sicher! Der Krieg ist noch nicht beendet! Wer Theresienstadt verläßt, setzt sich allen Kriegsgefahren aus.

Theresienstadt hat die Betreuung der Märtyrer aus der kleinen Festung übernommen. Das verlangt vermehrte Arbeitsleistung, die auch zur Vorbereitung der Rücktransporte notwendig ist. Es muß weiter gearbeitet werden! Wer die Arbeit verweigert, darf einem Rücktransport nicht eingereiht werden.

Der Postverkehr ist nunmehr ohne Zensur und sonstige Beschränkung in jeder Sprache gestattet. Zur Einleitung dieses Verkehrs wird jeder Einwohner von Theresienstadt, der es wünscht, eine frankierte Postkarte erhalten, sobald solche in genügender Zahl zur Verfügung stehen werden.

Es werden Zeitungen angeschafft und öffentlich angeschlagen werden.

Die schweren Krankheiten, die augenblicklich hier noch herrschen, machen eine strenge Einhaltung der Quarantäne-Vorschriften notwendig. Darum haltet sie genauestem ein!

Nach Beendigung des Krieges werden die Rücktransporte raschestens beginnen und nach Maßgabe der von der Regierung zu erlassenden Vorschriften durchgeführt werden. Haltet Ruhe und Ordnung! Helft uns bei der Arbeit, die Eure Rückreise ermöglichen soll! Geht jeder der ihm zugewiesenen Arbeit auf seinem Platze nach!

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