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Chronik und Quellen
1945
April 1945

Suche nach verschollener Ehefrau

Ludwig Preiss beantragt am 16. April 1945, Nachforschungen über den Verbleib seiner jüdischen Ehefrau anstellen zu dürfen:

Ich bitte um die Erlaubnis, in Weimar persönliche Nachforschungen über den Verbleib meiner Ehefrau anstellen zu dürfen.

Meine Frau war im September vorigen Jahres mit anderen jüdischen Frauen aus den frontnahen Wehrgebieten durch die Gestapo des Heimatortes Düsseldorf nach Mitteldeutschland verschickt und dort bei der Organisation Todt in Weimar zur Arbeitsleistung eingesetzt worden.

Ich habe sie Weihnachten in Verbindung mit einer Geschäftsreise besucht und wurde bei dieser Gelegenheit durch die Gestapo wegen angeblichem „Mißbrauch einer Reisegenehmigung zum Besuch der jüdischen Ehefrau“ inhaftiert und anschließend in das Konzentrationslager Buchenwald überwiesen.

Während ich in Haft war, ist meine Frau - wie aus ihrem letzten Brief aus Ende Januar hervorgeht - durch die Weimarer Gestapo verschleppt worden. Weder ich noch meine Kinder haben seitdem eine weitere Nachricht über ihren Verbleib erhalten. Es ist anzunehmen, daß auch sie sich in irgendeinem Konzentrationslager befindet.

Ich rechne nun damit, durch Rückfrage bei den Weimarer Bekannten meiner Frau Aufschluß über die damaligen Begebenheiten zu erhalten und vor allem zu erfahren, wohin der Abtransport erfolgt ist. Bei dieser Gelegenheit sind auch ihre in Weimar verbliebenen Effekten zu ermitteln und sicherzustellen, da meine Frau unmöglich ihr ganzes Gepäck, wie auch mein zurückgebliebenes Reisegepäck mit wichtigen Geschäftsakten mitgenommen haben kann.

Ich bitte daher, mich ein- oder zweimal nach Weimar begeben zu dürfen, damit ich mich bei meiner Entlassung ohne weiteren Verzug auf die Suche nach meiner Frau machen kann. Bemerkt sei noch, daß ich ebenfalls ohne Anhalt über den Verbleib meines Sohnes bin, der sich in einem sogenannten Mischlingslager in Sachsen befand, jedoch inzwischen mit unbekanntem Ziel verlegt worden ist, wie auch meiner Tochter,8 die in Düsseldorf verblieben war, mittlerweile aber evakuiert sein dürfte. Ebenso haben meine Angehörigen keine Kenntnis von meinem Aufenthalt in Buchenwald.

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