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Chronik und Quellen
1945
März 1945

Trauerwoche für ermordete Juden

„The Palestine Post“ berichtet am 15. März 1945 über den letzten Tag der Trauerwoche für die in Europa ermordeten Juden:

Palästinas Juden fasten

In den Synagogen saßen die Gläubigen auf dem Fußboden, zum Zeichen symbolischer Trauer für die Opfer der Nazi-Brutalität, und am Ende des Nachmittagsgottesdienstes ertönte das Widderhorn (Schofar). Der vom Oberrabbinat bestimmte Ablauf des Gottesdienstes umfasste Bußgebete und spezielle Gebete für Juden in den besetzten Ländern, auch wurde das Fünfte Kapitel der Klagelieder Jeremias vorgelesen.

Bis zum späten Nachmittag, als Männer und Frauen in den Straßen auftauchten, um sich auf den Weg zu den Synagogen zu machen, wirkten die jüdischen Wohngebiete von Jerusalem und Haifa wie ausgestorben. Selbst die Kinder hielten sich im Hause auf. Überall in den Städten blieben Läden, Büros, Cafés und Restaurants geschlossen, und auf den Straßen waren nur arabische Taxis und Militärfahrzeuge zu sehen.

Arbeiter der zentralen Versorgungsbetriebe, Vertreter der jüdischen Gemeinden sowie junge Männer und Frauen waren im Einsatz, um Bummelanten von den Straßen fernzuhalten. Im gemischten Geschäftszentrum gab es natürlich Verkehr, aber selbst hier wirkten die Straßen verhältnismäßig leer. Mitarbeitern der jüdischen Regierung war erlaubt worden, ihrem Dienst fernzubleiben.

Die zionistische Flagge auf dem Gebäude der Jewish Agency war auf Halbmast gesetzt.

Das geschäftige Tel Aviv gedämpft

In den Straßen von Tel Aviv, die normalerweise von Menschen wimmeln, herrschte wenig Betrieb, und am Abend blieben die Schaufenster dunkel. Nur ein paar Taxis mit Sondergenehmigungen für Notdienste und für Armee- und Polizeitransporte waren unterwegs. Die Buslinien des britischen Militärs fuhren den ganzen Tag über nicht, und letzte Nacht war auch der Transportservice vom Entlassungslager Tel Litvinsky eingestellt, so dass die Soldaten den Abend im Lager verbrachten.

Auf polizeiliche Anordnung wurden die von Jaffa aus kommenden arabischen Überlandbusse in den Außenbezirken von Tel Aviv angehalten. Die Regierungsbehörden schlossen, von den elementarsten Diensten abgesehen, um zehn Uhr morgens.

Nur die Clubräume des Tel Aviv Hospitality Committee standen für die Soldaten offen. The Ark (Club) und der Womens’ Services Club waren geschlossen, und zwischen 1.30 Uhr mittags und 6.30 Uhr abends wurde kein Essen serviert. Unterhaltungsveranstaltungen fanden nicht statt.

Auf dem polnischen Konsulat waren die polnischen Farben mit schwarzen Bändern versehen und die Flagge auf Halbmast gesetzt.

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