April 1945
Die deutsche Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model wurde am 1. April mit 340.000 Mann im Gebiet zwischen Rhein, Ruhr und Sieg von den aus verschiedenen Richtungen vorstoßenden alliierten Streitkräften eingeschlossen. Am 3. April wurde Münster, drei Tage später Hamm und am 10. schließlich Essen und Hannover besetzt. Am 14. April gelang es dann, die im Ruhrgebiet eingekesselten Wehrmachtseinheiten bei Hagen aufzuspalten, woraufhin die im östlichen Teil stehenden Truppen am 16., die restlichen Verbände einen Tag darauf kapitulierten. 325.000 weitere deutsche Soldaten gerieten in US-Gefangenschaft, während Oberbefehlshaber Model am 21. Selbstmord beging. Am 18. April wurden als weitere Städte Düsseldorf und Magdeburg, am 23. Hamburg, vier Tage später Bremen, am 30. April schließlich München befreit.
Am 6. April schloss die Roten Armee 6. April Königsberg vollständig ein, woraufhin die deutsche Besatzung drei Tage später kapitulierte. Zehn Tage später gelang es den Sowjets endlich, im Raum von Küstrin und Guben an der Oder die Verteidigungslinien der Wehrmacht zu durchbrechen und auf die deutsche Reichshauptstadt Berlin vorzustoßen. Am 20. April begann die Eroberung Mecklenburgs und Vorpommerns, vier Tage darauf wurden die die bei Frankfurt an der Oder stehenden Einheiten der deutschen Wehrmacht eingekesselt. Zu dieser Zeit tobte bereits die Entscheidungsschlacht um Berlin, in der 94.000 schlecht gerüstete und ausgebildete deutsche rund 2,5 Millionen sowjetischen Soldaten gegenüberstanden.
Am 19. April wurde Leipzig von US-Truppen besetzt während britische Einheiten am selben Tag bis zur Elbe vorstießen. Hier trafen in Strehla in der Nähe von Torgau am 25. April auch erstmals amerikanische und sowjetische Truppen aufeinander – die Lücke zwischen West- und Ostfront war geschlossen.
Der Luftkrieg ging im Laufe des Monats zu Ende. 700 Bomber der US-Luftwaffe flogen am 3. April einen schweren Angriff auf den Kieler Hafen, vier Tage später mit 1.300 Maschinen auf Dessau. Nachdem am 10. Leipzig und am 15. Potsdam Ziel schwerer Bombardements gewesen waren, erklärte der Oberbefehlshabers der US-Luftstreitkräfte in Europa, General Carl A. Spaatz, vom 16. April den strategischen Luftkrieg gegen das Deutsche Reich als entschieden – allerdings noch nicht als beendet, denn bereits zwei Tage darauf warfen britische Bomber bei einem Großangriff auf die Nordseeinsel Helgoland rund 5.000 Tonnen an Bomben ab. Am 20. April – zu „Führers Geburtstag“ – flogen US-Bomberverbände den letzten strategischen Luftangriff auf Berlin.
Die NS-Führung gedachte auch im April zunächst weiterhin, bis zum bitteren Ende zu kämpfen und legte dabei die bekannte Härte und Brutalität an den Tag. So ordnete Reichsführer SS Heinrich Himmler am 3. April an, die männlichen Bewohner aller Häuser, an denen vor den heranrückenden Truppen der Alliierten die weiße Fahne gehisst würde, sofort zu erschießen.
Das Ende war jedoch unabwendbar. Am 5. April mussten die Angriffe der „V 2“ auf Ziele in Belgien und Großbritannien eingestellt werden. In einem letzten – so symbolischen wie sinnlosen Akt – zeichnete Hitler an seinem 56. Geburtstag am 20. im Garten der Reichskanzlei in Berlin nochmals Volkssturmmänner und Hitlerjungen mit dem Eisernen Kreuz aus, während am gleichen Tag nach dem letzten Luftangriff auf die Hauptstadt das Artilleriefeuer der Roten Armee begann. Bereits zwei Tage später drangen sowjetische Truppen in die Berliner Stadtbezirke Weißensee und Pankow ein und danach kontinuierlich auf das Stadtzentrum vor.
Aber noch gab es Widerstand – und zugleich auch eher eigenartig anmutende Formen von Durchhaltewillen: Am 23. erschien nämlich die erste Ausgabe der Zeitung „Panzerbär“, die als „Kampfblatt für die Verteidiger von Groß-Berlin“ gedacht war und bis zum 29. April herausgegeben wurde. Bereits am 24. musste aber der „Völkische Beobachter“, das Parteiorgan der NSDAP, sein Erscheinen einstellen.
Am 26. April war Berlin schließlich vollständig von sowjetischen Truppen eingeschlossen. Nachdem ein letzter verzweifelter wie sinnloser Befreiungsversuch der 12. Armee unter General Wenck am 29. gescheitert war, nahm sich Adolf Hitler im Bunker unter der Reichskanzlei am 30. April Selbstmord, nachdem sowjetische Soldaten wenige Stunden zuvor und nur 800 Meter entfernt auf dem demolierten Reichstagsgebäude die Rote Fahne gehisst hatten.
Von all dem bekamen die Menschen, die aus dem Osten flüchteten oder vertrieben wurden, kaum etwas mit. Die deutsche Kriegsmarine begann am 1. April mit der Evakuierung von Soldaten und Flüchtlingen, die von der Halbinsel Hela in der Danziger Bucht über die Ostsee nach Westen transportiert wurden. In der Nacht vom 16. auf den 17. April ereignete sich hierbei vor der pommerschen Küste eine der größten Schiffskatastrophen der Geschichte, als die „Goya“ mit 6.220 Passagieren kurz vor Mitternacht durch sowjetische Torpedos versenkt wurde. Nur 163 Menschen überlebten das Inferno.
Mit dem nahenden Ende des Krieges wurden auch die NS-Gräuel immer offensichtlicher, während sich die Versuche der Verantwortlichen, sie vor der Öffentlichkeit zu vertuschen, für die Inhaftieren der Konzentrationslager zu einer letzten lebensbedrohlichen Gefahr entwickelten. So wurden am 8. April sämtliche jüdischen Häftlinge des KZ Buchenwald von den SS-Wachmannschaften vor den heranrückenden US-Streitkräften evakuiert und in das KZ Flossenbürg in der Oberpfalz überführt. Drei Tage später wurde Buchenwald dann befreit. Wiederum vier Tage darauf erreichten britische Truppen das KZ Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide, während am gleichen Tag 50.000 Häftlinge der Lager Sachsenhausen und Ravensbrück von der SS auf einen „Todesmarsch“ nach Westen geschickt wurden. Am 28. April wurde mit Dachau dann das letzte KZ auf deutschem Boden befreit - das KZ Mauthausen in Österreich sollte am 5. Mai folgen.
Für die Deutschen begann – insbesondere in den Städten – die Nachkriegszeit mit Ausgangssperren und – nachdem Depots, Warenhäuser und Lebensmittelgeschäfte zuvor zumeist geplündert worden waren - schwieriger Versorgungslage. Am 26. April wurde unter der Bezeichnung „JCS-1067“ für die US-Truppen eine Direktive erlassen, die die Besatzungspolitik regeln und das Verhalten der Soldaten reglementieren sollte. In ihr hieß es deutlich, dass Deutschland nicht zum Zweck der Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat besetzt worden sei. Verbrüderungen mit der Bevölkerung war daher zunächst ausdrücklich verboten.