Bericht über Flucht einer jüdischen Familie
Die Sicherheitspolizei in Mannheim informiert am 20. Februar 1945 über die Flucht einer jüdischen Familie:
Betrifft: Arbeitseinsatz von Juden und Jüdinnen aus Mischehen und Geltungsjuden Am 15.2.1945 wurden 49 Juden zum geschlossenen Arbeitseinsatz gebracht. Dieselben wurden am 14.2.1945 nachmittags 18 Uhr auf die hiesige Dienststelle vorgeladen, mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß bei Nichterscheinen Festnahme und Einweisung in ein KZ-Lager erfolgt.
Folgende Juden haben der Vorladung keine Folge geleistet:
1. Herzberg Karl Israel, geb. am 29.8.1884 in Groß-Tremken,
2. Herzberg Ilse Sara, geb. 29.6.1923 in Mannheim,
3. Herzberg Doris Sara, geb. 15.4.1928 in Mannheim, sämtliche wohnhaft P 6, Nr. 3/4
Am 17.2.1945 habe ich die Wohnung der Familie Herzberg durch einen Schlosser öffnen lassen und dabei wurde festgestellt, daß der genannte Jude mit seiner arischen Ehefrau und seinen beiden Kindern flüchtig gegangen ist.
Ich gebe hiervon Kenntnis und bitte, die Lebensmittelkarten der genannten Personen bis auf weiteres sperren zu wollen.
Sollte die Ehefrau Herzberg bei der nächsten Kartenperiode erscheinen, bitte ich, ihr keine Lebensmittelkarten auszuhändigen und sie an die hiesige Dienststelle zu verweisen oder fernmündlich unter Nr. 41921 oder 43 059 Nachricht geben zu wollen.