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Chronik und Quellen
1945
Januar 1945

Verhandlung über Freilassung von Juden

Himmler zeichnet am 18. Januar 1945 seine Verhandlungen mit dem ehemaligen Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy über die Freilassung von Juden auf:

Ich hatte am Montag, den 15.1.1945, mit dem Präsidenten Dr. Jean Marie Musy in Wildbad eine Zusammenkunft. Er sprach mich offenkundig im Auftrag der Amerikaner darauf an, ob man nicht in der Judenfrage eine großzügige Lösung finden könne. Er selbst bot sich dafür an.

Über meine Mitteilung, daß im Auftrag der Schweizer [,..] ein Jude Sally Meier in der Schweiz einen Beauftragten von mir, SS-Obersturmbannführer Becher, mit einem Amerikaner Mac Clalland zusammengebracht hatte, war er sehr überrascht. Nach längerem Gespräch verblieben wir bei folgenden Punkten:

1.) Er will einmal feststellen, welchen Auftrag hat Sally Meier, und wer ist derjenige, mit dem die amerikanische Regierung wirklich in Verbindung ist. Ist es ein Rabbiner-Jude oder ist es die Joint?

2.) Ich habe ihm erneut meinen Standpunkt präzisiert. Die Juden sind bei uns in Arbeit eingesetzt, selbstverständlich auch in schweren Arbeiten wie Straßenbau, Kanalbau, Bergwerksbetrieben, und haben dabei eine hohe Sterblichkeit. Seitdem die Besprechungen über eine Verbesserung des Loses der Juden laufen, sind sie in normalen Arbeiten eingesetzt, müssen jedoch selbstverständlich wie jeder Deutsche in der Rüstung arbeiten. Unser Standpunkt in der Judenfrage ist: Es interessiert uns in keiner Weise, was Amerika und England für eine Stellung zu den Juden einnehmen. Klar ist lediglich, daß wir sie in Deutschland und im deutschen Lebensbereich aus den jahrzehntelagen Erfahrungen aus dem Weltkrieg nicht haben wollen und uns hier auf keinerlei Diskussion einlassen. Wenn Amerika sie nehmen will, begrüßen wir das. Ausgeschlossen muß sein und dafür muß Garantie gegeben werden, daß Juden, die wir über die Schweiz herauslassen, niemals nach Palästina abgeschoben werden. Wir wissen, daß die Araber die Juden ebenso ablehnen, wie wir Deutschen es tun, und geben uns zu einer solchen Unanständigkeit, diesem armen, von den Juden gequälten Volke neue Juden hinzuschicken, nicht her.

3.) Wirtschaftlich stellen wir uns auf den Standpunkt, wie Amerika es tut. Genauso wie jeder Einwanderer in die Vereinigten Staaten tausend Dollar erlegen muß, muß jeder Auswanderer aus dem deutschen Machtbereich ebenfalls 1000 Dollar erlegen. Geld auch in Devisen interessiert uns nicht. Wir wünschen, daß für das in der Schweiz zu erlegende Geld eine den Gesetzen der Neutralität entsprechende Warenlieferung erfolgt, da uns das Geld als solches nicht interessiert, und zwar interessieren uns auch die angebotenen Arzneimittel wie Cibasol nicht, da wir das selbst herstellen. Für uns interessant habe ich angegeben Traktoren, Lastautos und Werkzeugmaschinen.

Präsident Musy machte sich sofort wieder auf die Reise und wollte baldigst zurückkommen. Er betonte immer wieder, daß diese Judenfrage selbst geradezu eine Nebensache wäre, denn die Hauptsache wäre, daß dadurch eine größere Entwicklung eingeleitet werden könnte.

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